Auch wenn ich dort nur sporadisch schreibe: Schauen Sie doch mal wieder ins Hauptstadtblog rein!
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Sofortige Sympathie auf beiden Seiten, obwohl man sich bereits von E-Mails und dem Presseverteiler her "kannte". Ich war lange im Krankenhaus, erzählt sie, daher konnte ich mich nicht zurück melden. Alles sei wieder in Ordnung, und jetzt gehe sie wieder in die Redaktion und zum eventuell zum Tandem-Unterricht. Oh, sage ich, das würde ich ja auch versuchen, denn an der Volkshochschule, das merke ich erneut, ist der Unterricht für die Grundlagen gut, aber das wirkliche Lernen geht doch nur im Frontaltest. Dann könnten wir vielleicht, fragt sie. Natürlich, gern, sage ich. Und schon werden aus unverbindlichen Nachbarn aus verschiedenen Ländern Zwei, die es miteinander versuchen wollen.
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Lida ist neun Jahre alt, und ihre langen, blonden Haare glänzen in der Herbstsonne wie ein Weizenfeld, eine Erinnerung an sommerliche Tage. Sie kommt auf mich zu, als ich in einem kleinen Dörfchen hinter Osno Lubuskie nicht mehr ganz genau weiß, ob der Weg noch stimmt. Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?, fragt sie höflich und schlenkert mit dem leeren Kanister in der Hand. Danke, radebreche ich und deute auf die Straßenkarte, ich möchte nach Slonsk. Sie guckt und erklärt mir den Weg, in einfachen Worten, denn ich spreche nur bruchstückhaft Polnisch und sie kein Deutsch. Danke, sage ich, vielen Dank. Ich bin Lida, antwortet sie ernsthaft, und ich bin neun. Soviel verstehe ich noch. Ich sage, hallo Lida, vielen Dank für Hilfe. Möchten Sie etwas trinken, fragt sie und macht die entsprechende Bewegung zum Mund. Danke, sage ich, ich habe Wasser. Lida nickt. Gute Fahrt, wünscht sie mir und legt ihre Hand auf den Lenker. Ich höre die restlichen 80 Kilometer nicht mehr auf zu lächeln.
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"...wenn es lollekt und bollekt und nicht bioleckt."
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Unsere lieben, französischen Nachbarn nennen sich ja selbst gern immer noch die Grande Nation. Wenn's um das Internet geht, wird die Grande Nation allerdings zu einem digitalen Zwerg. Liegt es an der Langsamkeit der zentralen Vergabebehörde der URL-Nummern? Oder an der sprichwörtlichen Abneigung des Franzosen an sich gegenüber Allem, was nicht im eigenen Lande erfunden wurde? Vielleicht hängen sie aber auch einfach nur an ihrem Vorläufer des Internet, dem wunderbaren Minitel, das mich zu Beginn der 90er faszinierte? Egal, was der Grund dafür ist, dass in Frankreich Internetcafés rarer sind als echte Blondinen in Paris: es hat mich davon abgehalten, an der Weinrallye teilzunehmen.
Dabei wollte ich doch so gern etwas über die hervorragenden Weine aus der Vendée schreiben, den Fiefs Vendéens. Über Monsieur Michon, der vor vielen Jahren begann, seine Weinberge ökologisch zu bewirtschaften und dafür lieber geringere Erträge in Kauf nimmt. Über Monsieur Minier, von dem wir im Sommer immer eine große Kiste voll mit riesigen Gartentomaten und scharfen Zwiebeln aus seinem petit jardin d'à côté bekamen und dafür mit ihm immer eine Troussepinette oder einen Pineau trinken mussten, natürlich selbst hergestellt aus Trauben des eigenen Mini-Weinbergs.
Hat aber nicht geklappt. Daher hier leider nur nachträglich ein kleiner Schwenk durch den Verkaufsraum der Caves Michon.
Ich träume derweil noch ein wenig von vergangenen Sommern in einem kleinen Dörfchen am Flüsschen Auxance, spüre den Wind vom Meer einen Duft nach Pinienwäldern und Tang herantragen, summe die ersten Takte von Charles Trênets La mer und schlenkere meine Flip-Flops von den Füßen. Ich bin 17 Jahre alt und die Ferien dauern noch drei Wochen. Seufz.
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Das war's. 4.000 Kilometer, von NN auf 1.880 Meter, von der Urzeit in die Steinzeit, ins Mittelalter und die Renaissance, über die eigene Kindheit und Jugend in die Jetztzeit. Gelegentlich das Gefühl, die Zeit sei stehengeblieben. Gelegentlich das Gefühl, die Zeit sei gerannt. Schön war's.
Für weitere Fotos: Anklopfen und eintreten.
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Ach ja: Ich bin dann mal weg für zwei Wochen. Vielleicht melde ich mich aus irgendeinem Weinkeller.
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Zum Kopfschütteln reicht es im Beruf ja jeden Tag wenigstens einmal. Heute wär' der Kopf mir fast abgerissen. Ein Reiseveranstalter, der als Warteschleifenmusik das Lied der Schlümpfe spielt. Das kann nur der Osten.
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Alle Versuche, irgendetwas über diesen Film zu schreiben, scheitern am Widerwillen meiner Tippfinger. Ich werde nie wieder eine Hostie genießen können, ohne an Cosma Shiva Hagens Lippen denken zu müssen. Heiliger Schrott!
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Schweigt stille, plaudert nicht!
(J. S. Bach, "Kaffee"-Kantate)
Mental sei noch eine Menge zu überwinden, hörte man vor Kurzem aus externem, dennoch berufenen Munde. Das unterschreibe ich sofort. Mittlerweile weiß ich, dass auch einige Kollegen der neuen Firma mitlesen. Glücklicherweise ist dieses Blog gänzlich frei von Attributen der internen Unternehmenskommunikation. Nun, liebe Kollegen: Fragt. Fragt mich. Wenn Ihr etwas wissen wollt. Aber sonst bitte ich euch um Respekt und gedenke des Herrn Schlendrian, der eine gesunde Abneigung gegen Kaffeeklatsch jeglicher Art hegte.
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Ich bin mit den Jahren immer futterneidischer geworden.
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In der Spätsommersonne,
Bevor der Nebel beginnt
Nichts gegen aufgewärmte Liebeswonne,
Doch ich hoffe dass sie verschwimmt
(Anajo)
Der Sommer atmet schwer und duftet nach Vergänglichkeit, nach Erde, nach dem, was uns alle erwartet. Grund genug, noch einmal die Spätsommersonne auszukosten, als ob es Morgen dunkel würde und einen Ausflug in die Umgebung zu machen. Auf mittelgroßer Fahrt durch die brandenburgische Mark wird mitunter der Gaumen etwas trocken, denn schließlich befinden wir uns in der Streusandbüchse Preußens und da harrt die ein oder andere Wirtschaft am Wegesrand, des Wanderers Durst zu stillen.
Hermanns Markt Wirtschaft in Märkisch Buchholz am Tor zum Spreewald ist so ein Ort, an dem man sein kann. Vor drei Monaten eröffnet, spendet eine große Kastanie angenehmen Schatten, der Wirt klärt auf: "Hier gibt's keinen Latte Macchiato, nur ehrlichen Kaffee mit Milch." Dafür aber gleich einen großen Pott, und während ausgesucht schöne Jazzmusik aus der offenen Bar dudelt, haben wir genug Gelegenheit zur Entspannung von der Fahrt. Der kleine Biergarten im hinteren Bereich ist wildromantisch bewachsen, und die noch nicht ganz fertig gestellten Gasträume in der Remise lassen ahnen, wie hübsch der Ort im nächsten Jahr wirklich werden kann.
Bis dahin wünschen wir dem freundlichen und extrem entspannten Wirt noch viele Gäste, die den Parkplatz hinter der Kirche gegenüber finden.
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Oder. Lebenslänglich.
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Angeregt von dieser Liste schwelgte ich letztens in Erinnerungen an meinen wirklich allerschlimmsten Studentenjob. Ich war damals in argen Finanznöten und suchte über die studentische Jobvermittlung nach Füllung meiner Geldbörse. Man verwies mich an das Rudolf-Virchow-Klinikum.
Eines schönen, sonnigen Sommermorgens, und zwar eines sehr frühen, denn die Schicht fing um 6.15 Uhr an, stehe ich vor dem Pförtner und frage nach der Bettenstation. Ganz durch bis zum Block C und dann in den Keller. In den Keller des Grauens. Der Hölle der Hygienearbeit. Heiß, stickig und mit den Verdammten des Bildungssystems gefüllt, die hier ihre 7 DM pro Stunde verdienen.
Man muss sich die Bettenbeziehstation eines Krankenhauses als Kammersystem vorstellen. Die benutzten Betten kommen in einen Vorraum, wo sie von den Wäschedamen abgezogen werden. Die Wäsche kommt getrennt nach Art - Laken, Bezug, Kopfkissen - in große Container und wird von Fremdfirmen abgeholt. Dann kommen die Betten mitsamt Matraze in eine Hitzeschleuse, wo sie mit heißer Luft geduscht werden, bis keine Keime mehr vorhanden sein dürften. Hinter der Hitzeschleuse beginnt die oben erwähnte Hölle unter Vorsitz von Ralle.
Ralle ist vierzig, sieht aber aus wie achtzig und raucht Kette. Er hat, wie alle in der Bettenstation, einen weißen Kittel an, Badelatschen an den Füßen und schlechte Haut. Sein weibliches Pendant heißt Ute und hat seit Jahrzehnten kein Lächeln mehr zustande gebracht. Beide ergeben ein eingespieltes Team, das mit wenigen Handgriffen ein Wöchnerinnen-Bett fertig machen kann: das glühendheiße Bettgestell aus der Hitzekammer rausfahren, die Latexmatratze mit einem (Frucht-) wasserabweisenden Laken überziehen, darüber ein Leinenlaken, dann ein hartes Kopfkissen und eine dünne Decke. Alles in einer bestimmten Falt- und Liegerichtung.
Es gibt aber noch Betten aus der Quarantänestation, die mit noch heißerer Luft desinfiziert werden. Dann wickeln sich sogar Ralle und Ute Putzlappen um die Hände, damit keine Brandblasen entstehen. Auch Betten für Brandopfer sind komplizierter aufgebaut als Betten für den Otto-Normal-Verletzten. Allen gemein ist der leicht stockig-süßliche Geruch, der zwar porentiefe Reinheit verspricht, aber der Hölle entstammt. Ich habe es zwei Wochen ausgehalten. Eine kleine Brandnarbe am linken Handgelenk erinnert mich dann und wann daran. Was wohl aus Ralle und Ute geworden ist?
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