Nirwana.

Empfehlung des Hauses: 'Mieses Karma' von David Safier. 2007, Kindler-Verlag, 16,90 Euro (gebundene Ausgabe).

Katholiken kommen in den Himmel oder die Hölle, Buddhisten landen irgendwann im Nirwana, Moslems (zumindest männliche) dürfen endlich mit Jungfrauen herumhuren und wie das bei Juden ist, hab ich vergessen. Alle anderen haben nach ihrem Ableben entweder ein Problem oder werden wiedergeboren. Und dann haben sie erst Recht ein Problem.

Denn merke: Wer mieses Karma sammelt, kann auch als Nacktschnecke wiedergeboren werden. Das passiert der Protagonistin Kim in David Safiers Roman zwar nicht, aber ob ein Dasein als Ameise besser ist? Immerhin: Buddha höchstpersönlich gibt Kim den Tipp, sich doch in ihrem neuen Leben als Ameise zurecht zu finden und besseres Karma zu sammeln. Dann, eventuell, würde sie in einer höheren Lebensform wiedergeboren und irgendwann ins Nirwana eingehen.

Man merkt dem Buch an, dass Grimmepreisträger David Safier hauptamtlicher Drehbuchautor für Soaps (z.B. Berlin, Berlin) ist. Ein gut platzierter Cliffhanger folgt dem nächsten, die Pointen sind ordentlich verteilt, große Emotionen, Kicheranfälle und Kloß im Hals wechseln sich ab. Was das Buch über die übliche Frauen- und Befindlichkeitsliteratur à la Ildiko von Kürthy hinaushebt, ist der unglaublich originelle Plot. Ich jedenfalls werde in Zukunft keine Spinne mehr mittels Haarspray ins Jenseits befördern. Es könnte Thomas sein.

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Lieber Hassan,

es tut mir leid, dass ich dich heute Morgen so erschreckt habe, als ich an deine Seitenscheibe klopfte. Aber du hast mich nicht beachtet, als du die Spur wechseltest. Dadurch musste ich sehr stark bremsen und hätte dir beinahe den Heckspoiler deines BMW mit unschönen Blut- und Hirnspritzern verdreckt.

Ich weiß, es ist für Menschen mit Migrationshintergrund - und insbesondere für junge Männer mit unterdurchschnittlicher Körpergröße und Intelligenz - nicht immer leicht in dieser Gesellschaft. Ihr werdet schief angesehen, man lacht Euch manchmal sogar offen aus, wenn Ihr mit Euren aufgemotzten BMW-Derivaten und sehr lauter Musik langsam auf und ab und auf und ab fahrt. Ich fände das auch nicht schön.

Aber Hassan, warum fährst Du nicht auch morgens langsam? Und schaust ab und zu mal in den Rückspiegel? Ich habe es ja auch nur gut gemeint, als ich Dir heute sagte, dass deine komplette Bremslichtanlage ausgefallen ist und Dich gebeten habe, mal öfter in den Rückspiegel zu schauen. Was Du nicht verstanden hast, war, dass ich Dich das nächste Mal aus Deiner Karre ziehen werde, um Dich und Deine 1,65 Meter Körpergröße in die nächste Pfütze zu werfen.

Hassan, sag das bitte auch Deinen Brüdern.

Herzlichst,

das Wortschnittchen

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Festivalitäten.

+++ Die Erfindung des Pinkel-Poncho als weibliches Pendant zum Baum.

+++ Schlammlöcher sind das neue Arschloch.

+++ Es empfiehlt sich, eine vom Dauerregen gut durchfeuchtete Wiese in Hanglage frühzeitig zu verlassen, bevor die Spurrillen tief genug sind, um den örtlichen Feuerwehrzug darin zu versenken.

+++ Anfahren, im zweiten Gang. Keine Kunst. In der Spur bleiben ohne die überall liebevoll aufgebauten Igluzelte mitsamt verstrahltem Lebendinhalt zu überrollen, kommt erst im Festivalkurs für Fortgeschrittene. Ich hoffe, die Holländer leben noch. Und den blöden Sack im Honda Civic hat die Polizei kassiert.

+++ Red Bull und Wodka. Um halb eins im Bett. Wir Techno-Rentner.

+++ Faithless mit dünnem Stimmchen. Polarkreis 18 und Sonic Boom Foundation als Empfehlung des Hauses.

+++ Ich liebe mein Froschmobil. (Und den Kerl drin.)

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Nackische Aufgabe für Mayweather.

In einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn macht man ja so manchen Blödsinn. Paris Hilton zum Beispiel. Die Gute hat es ja zu ihrem Freizeitvergnügen erkoren, sich zu zeigen. Egal wie, egal wo. Gern auch mal nackisch und in bewegten Bildern.

Auch das Wortschnittchen hatte mal eine leicht exhibitionistische Ader. Natürlich ging ich nicht zu professionellen Fotografen wie dem Foto Atelier Schild-Vogel, Turmstr. 47, wohin ich den geschätzten Herrn Mayweather am heutigen Tage schicken möchte, denn er hat unbedingt wichtige Aufgaben zu erfüllen. Freundinnen mussten für die Knipserei herhalten. Mal in Ballkleidern, mal in Jeans, mal in sexy Unterwäsche oder gar nackt zu posieren gehörte zu den luftigen Freizeitbeschäftigungen von Anfangszwanzigerinnen, bevor der fortschreitende körperliche Verfall dem weiteren Verfolgen dieses hübschen Hobbies einen Riegel vorschieben konnte.

Solche Fotos versteckt man gern im hintersten Winkel seines Kleiderschranks, denn 1. gehören sie ja nicht in die Öffentlichkeit und 2. werden optische Jugendsünden wie Dauerwelle oder blondierte Strähnchen (gern auch beides zusammen) sichtbar.

Neulich nun beim Aufräumen und Ausmisten fand ich ein besonderes Highlight in der Sammlung hübscher Fotos von damals: Wortschnittchen in gepunkteten Radlerhosen und einem T-Shirt mit der Aufschrift: "Wo ich bin, ist Chaos".

Heute würde ich wohl eher ein T-Shirt tragen mit Aufschriften wie "Stasi 2.0", genau so wie die Verkäuferin im oben genannten Foto Atelier es heute trägt, die der Herr Mayweather mit einer durchaus peinlichen Frage traktieren muss.

Anders als das Wortschnittchen damals, müsste er nämlich für ein Nacktportrait zahlen. Und genau dies muss er die Verkäuferin fragen. Herr Mayweather, wie viel kostet ein Nacktportrait von Ihnen?

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Astral.

Kennen Sie dieses Gefühl, in einem falschen Körper zu sein? Eine andere Sprache als Ihre Mitmenschen zu sprechen? In einer anderen Zeitdimension zu leben? Ja?

Herzlich willkommen in meiner Welt.

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Die Konzeptfolie mit Marketing- und Vertriebsmarterialien zu beschriften ist ungefähr ein Ausdruck meiner momentanen Geistesverfassung.

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Rohlaunch.

Wie finden Sie diesen Rohbau?

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Absenz.

Wie lange die Sonne nicht mehr geschienen hatte, bemerkte ich, als ich meine Sonnenbrille suchen musste.

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Relaunch.

"Du schreibst ja gar nichts mehr."
(Franziska)



Mein Weblog und ich, wir nähern uns dem verflixten vierten Jahr. Glaubt man den Scheidungsstatistiken, kommen wir also verstärkt in die Jahre, in denen es für Beziehungen heißt: bleiben oder gehen.

Die meisten werden bemerkt haben, dass sich eine gewisse Blogmüdigkeit eingeschlichen hat. Diese resultiert natürlich aus der gestiegenen beruflichen Belastung, den Arbeitsinhalten, die zur Verödung der Kreativsynapsen beigetragen haben. Zum einen. Zum anderen möchte ich mein Privatleben nicht mehr in epischer Breite zum Besten geben. Der Selbstdarstellungsdrang sank proportional, je höher der private Endorphinspiegel stieg. Das ist schön, bringt aber weniger schmutzige, ironische und emotionale Geschichten - und deutlich weniger Besucher.

Im Monat Juni waren so wenige Besucher wie seit zwei Jahren nicht mehr auf Wortschnittchen. Das kratzt am Ego und fordert eine Entscheidung. Zu gehen hieße: aufhören zu bloggen. Haben schon Viele gemacht, bei Manchen war es ein Verlust, und Einige sind an anderer Stelle ohnehin wieder aufgetaucht. Es ist eine Überlegung wert, denn Bloggen fordert. Stetiges Beobachten der anderen Blogger und Aufnehmen und Bearbeiten von Ideen, Nachrichten und Geschichten ist nur ein "arbeitsträchtiger" Teil des Bloggens und raubt viel Zeit, von der ich nicht mehr weiß, ob ich bereit bin, diese zu investieren. Länger pausieren wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber wie für alle Junkies gilt auch für Blogger: Entweder du bleibst trocken oder bloggst weiter.

So bierernst?, kontert so mancher und bemerkt, Bloggen solle doch in erster Linie Spaß machen. Ja, antworte ich, und verweise dann doch wieder auf den immer noch latent vorhandenen Ehrgeiz, die Stammleser zu unterhalten und neue Leser zu gewinnen. Und den Spaß, den ich immer noch habe, wenn ich mit Worten spiele, andere dies aufnehmen und so den Zauber des Bloggens erstehen lassen, der es dem Journalismus so angenehm kontrastiert: Interaktion.

Die Entscheidung "Gehen" oder "Bleiben" ist also eigentlich gar keine. Ich bleibe und blogge weiter. Aber ich muss mich verändern, damit die Beziehung noch weiterhin Spaß und Spannung hat und für mich und die Leser eine Bereicherung bleibt. Es wird also in absehbarer Zeit einen Relaunch von Inhalten und Layout geben.

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Fitting.

Kollegin I befindet die (tanagrafigurartige) Taille zu dick, den Muskeltonus zu unausgebildet und fragt in die Runde, ob jemand ein gutes Fitnessstudio kenne. Vier Kollegen sehen auf einmal sehr betreten aus. Kollege IV sagt: "Ich weiß nicht, ob mein Fitnessstudio ein gutes ist, denn ich zahle seit Monaten Beiträge und war seit Ostern nicht mehr dort, aber ich habe es in guter Erinnerung." Kollegin III hält nun auch nicht mehr hinterm Berg: "Geht mir genauso! Ich war seit Weihnachten nicht mehr im Studio. Das kostet mich monatlich 50 Euro." Nun gibt es kein Halten mehr. Die Bilanz: Eingeschlossen meine Wenigkeit haben acht Kollegen einen Vertrag mit einem Fitnessstudio, sechs gehen seit Monaten nicht mehr sporteln, eine hat gerade gekündigt, und die letzte wenigstens ist standhaft und geht jede Woche in zwei Kurse, denn: "Ich drücke doch keine Beiträge ab und habe nichts davon. Dann kann ich doch gleich in die Rentenkasse einzahlen."

(In meinem Schlafzimmer steht seit heute ein Hometrainer. Den Vertrag mit dem Fitnessstudio kann ich dann ja endlich kündigen.)

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Geburt.

Was haben wir diskutiert. Wohin? Wann? Wie lange? Jetzt ist gebucht, und es gibt kein Zurück mehr (es sei denn, dort bricht ein Krieg aus oder hier alles zusammen). Eine schwere Geburt, wahrlich. Schön, dass mir der Gentleman trotzdem die Hand hält, auch wenn ich hin und wieder die Nerven verliere. Vietnam, wir kommen!

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