Morganatisch.

Die Fata Morganas nehmen dieser Tage deutlich zu. Bisweilen auch überhand.

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Eis.

In Tagen wie diesen lechzt der Körper nach Erfrischung. "Noch Lust auf einen Eisbecher?", fragt der Kollege, dem die Austrocknung ins Gesicht geschrieben steht. "Gern", strahle ich, liegt doch noch ein langer, einsamer Abend im Hotelzimmer vor mir.
So zeigt er mir also seine rheinländische Kleinstadt, fährt durch die verkehrsberuhigte Hauptstraße, erklärt die Sehenswürdigkeiten (ein LIDL, zwei Aldi, ein auf Herrenoberbekleidung spezialisiertes Geschäft mit dem wunderbaren Namen 'Männersache') und erzählt ein wenig von seiner Familie, der er nachher eine Fuhre Eisbecher "von der besten Eisdiele der Stadt" mitnehmen wird.
Die beste Eisdiele der Stadt heißt Domino und beherbergt in ihren Kühlschautruhen schätzungsweise eine Billion Kalorien. Von denen suche ich mir ein Zehntel aus, "einen Krokantbecher, bitte", die Eisverkäuferin schaufelt und schaufelt, irritiert frage ich den Kollegen: "Sag mal, werden die Menschen hier nicht dick?"
Er wirft einen Blick an mir vorbei. Neben mir steht ein Walross. Es bestellt einen Freundschaftsbecher. Uh.

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Sommergen.

Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie heiß es im Rheinland ist! Wie überleben die Menschen hier nur, nahe der holländischen Grenze, wo die Luft über endlosen Weizenfeldern flirrt, die Lungen bei jedem Atemzug ein gequältes 'Pfft' von sich geben? Haben sie ein Hitzegen, so, wie die Engländer mit ihren Wikingeratavismen auch im Winter in Sandalen ohne Strümpfe und in Miniminiminiröckchen keinen Hang zu Blasenentzündungen entwickeln?

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Stellvertreterkriege.

Im weiteren Verlauf müssten die Fernsehstationen dieser Welt nur einen Konsonanten in den Inserts ihrer Beiträge austauschen.

Wie willkommen dieser Krieg den USA doch sein muss.

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Stern.

Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal die Milchstraße gesehen?

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Abendstimmung.

Abends auf dem Balkon, ein Buch in der Hand, lasse ich den Blick schweifen. Fensterreihen, graue Mauern, auf dem Balkon gegenüber mein Lieblingsnachbar, trinkend, rauchend und nackt. Er prostet mir kurz zu und vertieft sich wieder in sein Unibuch. Eigentlich müsste er bald fertig sein, wohnt er doch schon fast genauso lange in dieser Straße wie ich.
Von oben tropft Wasser auf meine Beine, die Nachbarin gießt. "He, tut mir leid", ruft sie herunter, als sie bemerkt, dass meine Füße über die Balkonbrüstung ragen und nass werden. "Kein Problem", gebe ich zurück und denke, vielleicht blühe ich dann bald auf. Man muss mich nur kräftig gießen. Beinahe hätte ich's gesagt. Zum Unverständnis meiner Mitmenschen sage ich häufig, was ich denke.
"Bist du bekloppt?", brüllt es von der Straße herauf. Noch jemand, der sagt was er denkt. Aber muss er es seinem Hund sagen? Zumal der mitten auf den Gehweg scheißt. Und sein Herrchen keine Tüte zum Entfernen der Hinterlassenschaften dabei hat. Was schert es den Hund, was sein Herr sagt!

Das ist mein Berlin. Warum will ich bloß immer wieder weg? Und warum schaffe ich es nie?

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Suche.

Seit wann gibt es in Fotodatenbanken eigentlich nur noch lachende Menschen MIT Handy am Ohr?

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Laune.

Rabenschwarz.

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Shameless.

Ein Tag am Heiligen See in Potsdam, gewohntes Bild: Überall auf den Wiesen liegen Nackte, Teilentblößte und schamvoll Verhüllte. Die amerikanischen Touristen sind über die dargebotenen nackten Tatsachen entsetzt: "That's shameless!" Mein Einwand, es sei Teil der deutschen Freizeitkultur, an See und Meer so zu sein, wie Gott den Menschen schuf, wird mit den Worten "God didn't create these bodies, but Food and Beer did" abgeschmettert. Und da musste ich dann doch zustimmen.

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Stau.

Da will man unbedingt mit dem Froschmobil raus aus der Stadt, rein in die Ostsee und was passiert? Stau. Megastau. Alle Ausfahrtsstraßen und Autobahnzubringer dicht. Jail in the City.

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Deckel.

Gefühle im Topf lassen. Langsames köcheln. Ich sage: Nachwürzen, und zwar scharf, damit des Lebens Süße wieder schmeckbar wird.

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Gummiband.

Manche Freundschaften sind dehnbar. Durch Entfernung und Annäherung bestimmt sich ein Gleichgewicht, dem keiner der Beteiligten mehr Bedeutung beimisst als dessen pure Notwendigkeit. So dehnt sich das Gummiband der emotionalen Verbindung von Freundschaft zu Bekanntschaft zu engerer Freundschaft, pendelt ein wenig, wird wieder zu Bekanntschaft. Nie reißt es ganz.

Es sei denn, man arbeitet zusammen. Und diese Arbeit ist nicht befriedigend verlaufen. Die sensible Trennung zwischen sachlich-professioneller und emotionaler Ansprache dehnt das Gummiband, bis immer mehr Fasern auseinanderreißen, die Freundschaft zur Bekanntschaft wird, dann zu einem Problem, das nur noch mit Hilfe sehr sachlicher Unterstützung von Dritten gelöst werden kann.

Wir sehen uns vor Gericht. Das Gesetz ist kein Gummiband.

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Workschnittchen.

In Zukunft zwei Tage die Woche im Flieger. Wo bleiben meine Pläne für ein gepflegtes Teilzeithippiedasein?

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Bezahlt.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde von meinen Erzeugern bezahlt und erscheint unter der Rubrik Pöbelbloggen! Etwaige Kritik der Blogethikhüter geht mir daher gepflegt am Arsch vorbei.

Also, um es kurz zu machen: Ich bin ein echter H & M-Junkie. Wie so viele meiner Freundinnen tauche ich wenigstens einmal pro Woche in die bunte Textilkonsumwelt des schwedischen Einzelhändlers ein, um mich für die kleinen Unbilden des täglichen Lebens mit einem Fetzchen Stoff oder einem hübschen Accessoire zu belohnen.
Unbescheiden darf ich betohnen, dass ich in jedem Land, das ich einmal besuchte und von H & M beliefert wird, in wenigstens einer Filiale war, um mich über das landestypische Angebot zu informieren.
Doch, Überraschung: Das landestypische Angebot gibt es gar nicht. Nur landestypische Filialeinrichtungen: In London ist alles cool und stylish, in Paris, Barcelona und Lissabon wurden die Unterwäscheabteilungen in Boudoirs umgewandelt. Und in Schweden wird man beinahe von hellem Holz erschlagen.
Verkäuferinnen wiederum gehören offenbar in die Kategorie "Globalisierungsklone" und verhalten sich überall nach der gleichen Manier: Kunden so weit als möglich ignorieren und im Anprobebereich notfalls mit ungehemmter Unfreundlichkeit agieren.
Nun wollte ich einen von meinen Erzeugern in einer mitleidigen Aufwallung geschenkten Gutschein einlösen. Wie berichtet, befand ich mich letzte Woche in Portugal und der Gutschein noch immer in meinem Portemonnaie. Ha!, dachte sich das Wortschnittchen und: Gucken wir doch mal, ob ich den auch hier einlösen kann. Deutscher Gutschein mit deutscher Schrift, hm. Geht das?
Nach einigem Hin und Her in europäischem Gebärdensprachenesperanto und meinen rudimentären Portugiesisch-Kenntnissen waren die unfreundlichste Verkäuferin ever und ich uns einig: geht. Ich bin jetzt im Besitz eines weiteren bunten Fähnchens, das ich den 120.000 anderen bunten Fähnchen in meinem Kleiderschrank zufügen kann und behaupte: Ich lass mich gern bezahlen. Aber nur in Gutscheinen.

Nachtrag: Ich merke gerade, dass ich ja gar kein A-Blogger bin. Also kann ich mich völlig ungehemmt kaufen lassen.

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Problemschlagzeilen.

Jetzt entdeckt: der Problemrentner.

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Berufswechsel.

Ich überlege, Lastwagenfahrerin zu werden.

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Nachtflug.

Einschlafphase. Der Moment, in dem man meint, einen Schritt zu machen und ins Leere zu fallen. Aufschrecken. Erneutes eindösen. Schrilles Sirren.

Es offenbaren sich die menschlichen Mücken-Typen.

Typ I will nicht, unter gar keinen Umständen, von einer Mücke gestochen werden, springt sofort aus dem Bett, Licht an, Kopfkissen in die Hand und sucht nach dem Störenfried. Erst, wenn dieser erfolgreich zur Strecke gebracht ist, herrscht wieder Ruhe im Schlafzimmer.

Typ II stöhnt gequält auf, zieht sich die Decke über den Kopf und sämtliche Extremitäten ein bis zur vollständigen Vermummung. Dementsprechend leidet er unter Sauerstoffmangel und schnarcht den Rest der Nacht in seinem Deckensarg.

Typ III liegt stocksteif und genervt die halbe Nacht wach und ärgert sich, dass die Mücke nur ihn umsirrt und nicht den Beischläfer. Bodenloses Ungerechtigkeitsgefühl reift zu Partnerhass, der in den frühen Morgenstunden darin gipfelt, die Scheidung einzureichen. Es sei denn, der Partner hat ebenfalls einen Mückenstich (oder tut zumindest so). Dann kratzt man sich einträchtig und schwört: "Nie wieder aus einer Mücke einen Elefanten machen!"

Typ IV hegt Mordgedanken, die aber anders als bei Typ I perfider umgesetzt werden. Die Bettdecke wird so gelegt, dass die Mücke beim Landeanflug auf dem Köderarm mit der Bettdecke erschlagen werden kann. Erfolgsquote ungewiss.

Typ V liegt ungerührt da und schläft.

Und jetzt raten Sie mal, welcher Typ ich bin. Erwähnte ich schon, dass ich vor einigen Tagen mit einem verschwollenen rechten Auge aufwachte?

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Bad day.

Was soll man noch von einem Tag erwarten, der damit anfängt, dass einem die Vespa auf dem Weg zur Arbeit und einem wichtigen Termin verreckt, nachdem man ein verdammt anstrengendes Fotoshooting am Abend zuvor hatte und dessen Ergebnis, gelinde gesagt, katastrophal ist, dazu noch die Erkenntnis, dass ein großer Teil des Projekts, für das man sich in den letzten Wochen den Arsch aufgerissen hat, über den Jordan gehen wird, einem Tag also, der auch noch mit unverständigen Teilnehmern im Privatleben aufwartet?

Eben.

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Einladung.

Das war ja früher immer schön, wenn meine Eltern (damals noch in trauter Zweisamkeit) ihre Freunde einluden, um Urlaubsdias aus Italien, Kroatien oder Griechenland zu zeigen. Mixed Pickles wurden aufgetischt, Käsespießchen und kleine leckere Schnittchen, natürlich mit einer Dekoration aus Schnittlauch. Damals wurde Sekt getrunken, viel geraucht und geklatscht, was das Zeug in einer mittelgroßen Stadt so hält.

Machen wir das also auch: Kommen Sie doch heute mal bei mir vorbei zum Urlaubsfotos gucken. Es gibt Schnittchen.

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Jessas.

... und jesus 2.0 ist wahrscheinlich nur noch ein blog ...

Siehe auch: Wären wir Gottes Kommentare, liefen wir Gefahr gelöscht zu werden?

Excellent.

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Vorurteile.

Vorsicht: Dies ist ein Eintrag aus der Serie Pöbelbloggen.

Ja ja, wir sind wieder wer! Und so freundlich. Und so gastfreundlich. Hätte man ja nicht von uns gedacht, den Deutschen, von denen der Rest der Welt offenbar immer noch das Bild in Naziuniform vor Augen hatte. Aber andere Länder, andere Vorurteile: Portugiesen, sagt man, haben große Entdeckungsfahrten auf allen Weltmeeren gemacht, aber fühlten sich auf dem Land eher unbeholfen. So wappnete ich mich mit einer gehörigen Portion Aggressivität im Straßenverkehr, als wir den Mietwagen (Opel Corsa, und entgegen dem Trend oute ich mich als Blogger und mit diesem Eintrag auch noch als Opelblogger, so, und jetzt ist die Sache endlich totgeritten, stinkt ja schon gewaltig) am Flughafen abholten. Doch, oh Wunder!: Portugiesische Autofahrer sind höflich, kultiviert und gleiten geradezu engelsgleich über die gut ausgebauten Landstraßen und einödleeren Autobahnen. Für deren EU-geförderten Ausbau zahle ich auch gern mit meinen Steuern.
Das einzig Unangenehme in diesem schönen und in punkto Gastfreundlichkeit fast an Deutschland heranreichende Land: Für die Navigation benutzen Portugiesen anscheinend immer noch Kompass und Sextant. Denn die Beschilderung der Straßen ist rein zufällig. Heute mache ich eine Eingabe in Brüssel. Für mehr Schilder. Deutschland macht es vor.

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Maulkorb.

Für Beckmann. Selten so ein dummes Gewäsch gehört.

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Zidane.

Pas d'honneur, mais la honte.

Adieu, les bleus.

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