Im Taxi auf dem Weg vom Flughafen nach Hause. Der Gedanke "sind die alle reich hier" schießt mir durch den Kopf. Denn das Land, aus dem ich gerade zurückkehre, hat bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von gerade einmal 700 Dollar im Jahr eine vollkommen andere Sicht der Dinge ermöglicht. Seit 1986 verfolgt die vietnamesische Führung eine Strategie zur Umwandlung der zentralistischen Planwirtschaft in eine sozialistisch geprägte Marktwirtschaft unter dem Motto 'Doi Moi' (Erneuerung). Privates Unternehmertum soll gefördert, marode Industriebetriebe saniert und das Exportvolumen (überwiegend Reis, Kaffee und Textilien) erhöht werden.
Vor 20 Jahren fuhren die meisten Vietnamesen Fahrrad, wenn sie es sich leisten konnten. Dann kamen vor 15 Jahren die ersten Mopeds hinzu, Importmodelle aus China, später japanische Plastikroller, und derzeit sind Vesparoller der letzte Schrei - fantasievoll beklebt mit Blümchen und Tribals oder als liebevoll gepflegtes Antikmodell.
Als passionierte Vesprista geht mir da natürlich das Herz auf.
Heute gehört zur finanziellen Elite des Landes, wer sich ein Auto leisten kann. Ich mag mir allerdings gar nicht vorstellen, was in einer Millionenstadt wie Saigon (heute: Ho Chi Minh City, ca. 8 Millionen Einwohner) passieren wird, wenn sich in den nächsten Jahren mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen mehr Menschen ein Auto leisten können. Denn schon jetzt gibt es täglich ein Verkehrschaos, wenn sich Pendler und Transporteure auf den Weg machen. Die Saigoner Stadtregierung hat sich schon Gedanken dazu gemacht und überlegt, Schul- und Arbeitszeiten zu verlegen, damit sich der Verkehr etwas verteilt. Doi Moi also auch im Stadtverkehr?
Mangels Verkehrsregeln und -zeichen - Ampeln dienen allenfalls als Empfehlung, obwohl es seit Neuestem eine landesweite Plakatkampagne zur Respektierung von Ampeln gibt - gilt das Darwinsche Prinzip des Survival of the Fittest in der Form des stärksten Motors. Fussgänger und insbesondere Touristen sind allenfalls lästige Hindernisse.
Liebe Leser, nehmen Sie teil an einem Selbstversuch im Saigoner Stadtverkehr. Wohlgemerkt handelt es sich um eine ruhige Nebenstraße, die zu überqueren ich mir auferlegt habe. Viel Spaß also bei der Premiere meines ersten selbstgebastelten Videos!
Link: sevenload.com
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