Das letzte Mal habe ich an einer Schnitzeljagd teilgenommen, als ich ungefähr 7 Jahre alt war. Der Tennisclub, in dem mein Vater jede freie Minute verbrachte, lud jeden Sommer zu einem großen Fest ein, mit Besäufnis für die Erwachsenen und Belustigung für Kinder und Jugendliche. Unter Belustigung verstand man in den späten 70ern und frühen 80ern Spiele mit Gruppencharakter und hohem Beteiligungsanteil. Mein Beteiligungsanteil erschöpfte sich allerdings im Wesentlichen darin, dass ich mir die Spiele aussuchte, welche wenig gruppendynamische Prozesse erforderten sowie in unmittelbarer Nähe zu Nahrungsquellen stattfanden.
Unter 'Schnitzeljagd' konnte ich mir in meiner kindlichen Naivität die Krönung aus Beidem vorstellen: Wenig mit Altersgenossen um die Führung in der Gruppe rangeln, und irgendwas mit Essen musste es auch zu tun haben.
Demgemäß fand ich mich begeistert am Startpunkt ein, wo unter anderem die blöde Sandra und die blöde Ulrike schon Hand in Hand standen und dumm kicherten. Der blöde Markus machte den beiden schöne Augen, und wenn er nicht so großartige Köpper im Clubeigenen Schwimmbad beherrschte, dann hätte ich ihn natürlich noch blöder gefunden. Frau Schenk, die Trainerin der Jugendmannschaft E (Alter bis 7 Jahre) und Frau Ebert (Sandras Mutter) verteilten Pläne an die älteren und lesekundigen Kinder, die uns Jüngere als Gruppenleiter anführen sollten.
Ich hatte gerade Lesen gelernt und wagte mich bisweilen schon an Werke wie den Räuber Hotzenplotz oder Pippi Langstrumpf heran, fand aber die gezeichneten und mit Instruktionen versehenen Pläne wenig einleuchtend. Nun war ich der Gruppe 'Holger' zugeteilt worden, ausgerechnet. Denn hier kicherten schon Sandra und Ulrike und hielten sich an den Händen. Holger sammelte seine Schar um sich, und wir marschierten los.
Immer durch Wald und Wiesen, an Hochsitzen vorbei, am Wildgatter entlang ging es, wo so interessante Aufgaben wie 'Finde den Vogel, der anderen Eier ins Nest legt' gelöst werden mussten. Kindergarten, dachte ich, und trödelte hinter meiner Gruppe her. Das Kichern von Sandra und Ulrike zehrte an meinen Nerven und so blieb ich immer weiter zurück. Irgendwann war die Gruppe Holger außer Sichtweite, was mir relativ egal war, denn ich hatte gerade ein neues Spiel entdeckt: Dammbau. Ich schichtete eifrig Steine, Äste und Dreck auf und bewunderte den sich bildenden See sowie die darin gefangenen Fischlein, deren ich im Laufe meines Spielens habhaft zu werden gedachte. Mir schwebte ein kleines Lagerfeuerchen vor, worüber ich meinen Fang braten und alsbald zufrieden verzehren würde.
Diese Pläne wurden schnöde vereitelt. Denn es wurde langsam dämmrig, kühler und die Mücken hinterließen unschöne juckende Flecken auf meiner makellosen Kinderhaut. Ich entsann mich der Gruppe Holger. Wo waren sie? Wir waren auf unseren Wegen lose hingestreuten Flecken mit Sägemehl gefolgt, die zu den Zwischenzielen führen sollten. Ich verließ den Ort meines Wirkens, nicht, ohne einen wehmütigen Blick auf das großartige Bauwerk zu werfen. Würde ich je zurückkehren?
Der Wald erschien mir dunkler als zuvor, die Schatten länger und unheimlicher, die Geräusche bedrohlich. Ein Aneinanderreiben zweier Baumstämme wurde zu einem Stöhnen, der Ruf eines Raubvogels zum Schrei einer gequälten Seele. Ich hatte schlicht Schiss.
Schiss hatten langsam auch die Mitglieder der Gruppe Holger bekommen, denen erst recht spät auffiel, dass das kleine, schweigsame Wortschnittchen fehlte. Der Namensgeber Holger, 15 Jahre alt und fast schon erwachsen, oder jedenfalls mit einem mickrigen Bärtchen versehen, sah seine verantwortungsvolle Stellung in Gefahr und eine elterliche Tracht Prügel auf sich zukommen.
Er lotste die Gruppe umgehend und ohne Lösungsansätze für die letzte Aufgabe zu suchen zum Zielpunkt und teilte Frau Schenk und Frau Ebert mein Verschwinden mit. Eine großangelegte Suche wurde gestartet. Ich hörte die Rufe und begann in die Richtung zu rennen, aus der sie kamen. Was ich in der Dämmerung übersah, war eine quer über den Waldweg gewachsene Wurzel. Ich fiel und knallte mit dem Kinn auf einen Stein. Man fand mich heulend und benommen am Weg sitzen.
Wenn der Gentleman und ich eine Schnitzeljagd für ein demnächst stattfindendes Großereignis organisieren, sollten wir kleine, schweigsame Eigenbrötler berücksichtigen. Ansonsten biete ich mich gern an, mit ihnen vor dem Fernseher zu warten, bis die glückliche, müdegewanderte Schnitzeljagdgruppe wieder auftaucht.
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Hat irgendjemand Tipps für eine Schnitzeljagd, an der Erwachsene wie eine Horde Kinder im Grundschulalter gleichermaßen Freude hätten (die Variante mit dem Alkohol für die Generation Ü18 habe ich schon vorweg genommen)?
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als meine tochter in der gruindschule war, haben die eltern der anderen kinder (d.h. mütter mit praktischen mausblonden topfschnitten, weiten leinenhosen und fair gehandelten hüftumspielenden t-shirts) schnitzeljagden zum kindergeburtstag organisiert. das war sehr kompliziert und aufwändig. und definitiv nichts für mich.
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