Demoskopie.

Dagegen!

Tausende demonstrieren nach Medienangaben gegen die Razzien anlässlich des bevorstehenden G-8 Gipfels in Heiligendamm. Einige hundert gingen auch gestern Abend in Kreuzberg auf die Straße, flankiert von einer Hundertschaft Polizei.

Für die vier Damen, welche sich zufällig entlang der Demonstrationsstrecke zu einem gemütlichen Abendessen getroffen hatten, Anlass zu Diskussionen, ob und wie weit Demonstrationen zur politischen Einflussnahme taugen.

"Das bringt doch überhaupt nichts, ich schriebe lieber eine Petition oder machte Lobbyarbeit, damit kann ich besser Einfluss nehmen." - "Für mich ist das ein Grundrecht und eine Grundplficht als Bürger. Ich glaube schon, dass Volkes Stimme nicht ungehört verhallt." - "Ich wähle seit 1998 nicht mehr." - "Warum hat keiner eine Massendemo gegen die Überwachungsbefugnisse organisiert?" - "Ich bin zu faul und unorganisiert, so was zu machen."- "Wir sind in Deutschland zu unpolitisch."

So vielfältig die Meinungen schon innerhalb eines kleinen Kreises. Daher die Frage an Sie, liebe Leser: Glauben Sie an die Möglichkeit der politischen Einflussnahme durch Demonstrationen?*

*bitte nicht das Beispiel der Montagsdemos anführen.

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Rein in die Verbände! Rein in die Parteien! Allerdings verhalten sich die Leute dort auch wie im wahren Leben. Also keine Wunder erwarten!

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oh ja, als Französin kann ich ein Lied davon singen.
viele Demonstrationen in Frankreich haben eine Einflussnahme auf die Politik gehabt. Nur meistens müssen sie zuerst viele Unschuldige schaden, bis es soweit kommt.
Die Demos dauern dann ewig, sonst wirken sie nicht. Sie werden in Frankreich meist durch die Parteien organisiert, was ich gut finde.
ich finde aber, daß die Demolänge in Frankreich oft etwas maßlos sind. Nicht selten hat auch die Wirtschaft enorm darunter gelitten, weil das Land lahmgelegt wurde (ich erinnere mich an einem Streik der LKW-Unternehmen, die über Monaten gedauert hatte und viele Unternehmen Lieferungen unmöglich machte).
Manchmal wünsche ich mir in Deutschland mehr demos, mehr Meinung, mehr Äußerung darüber, wie wir die Arbeit unsere Politiker bewerten. Sie müssen aber nicht mit Gewalt verbunden sein.

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ich bin ja durch die Demos Ende der 70er, Anfang der 80er geprägt. Gorleben, Bonner Hofgarten. Anti-AKW, Frieden, Bildungsklau... es gab ja viele Themen. Im Westen hat sich wirklich breiter Widerstand in meinen Augen zuletzt 1987 formiert - gegen die Volkszählung. Danach begann die Zeit der Lichterketten - war das vielleicht ein Fehler?

Ich glaube nicht, daß am Tag nach einer Demo ein Gesetz gekippt wird oder schnell was passiert. (Wenn man mal diese Schröder/Holzmann-Geschichte ausklammert.) Aber Demos unterstützen gesellschaftliche Diskussionen und Auseinandersetzung, führen zu einer Meinungsbildung - insofern ja, natürlich, immer!

Bei mir haben Gewerkschaftsbeitritt und Briefe an Abgeordnete die Straße ersetzt. Aber ich fürchte, das reicht nicht. Immerhin besitze ich noch wetterfeste Schuhe.

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Lichterketten als Erhöhung des Kuschelfaktors bei Demos? Als Manifestation des Gutmenschen-Wirgefühls?

Warum sind 1987 viele gegen die Volkszählung auf die Straße gegangen und nicht 2006 oder 2007 gegen die Aushöhlung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung?

Ich bin mir nicht sicher, ob es das Desinteresse der sogenannten Spaßgeneration ist oder vielmehr die Verschiebung des Wertempfindens.

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Man könnte wahrscheinlich eine gerade Linie des (neu erwachten) Wir-sind-die-Guten-Gefühls von den Lichterketten Anfang der 90er bis zum "Sommermärchen" letztes Jahr ziehen. Und sicher hat das was verändert. Wenn schon die Loveparade als "politische Demonstration" gilt.

Gerade 1987 vs. 2007 ist ein sehr interessantes Beispiel. Ich tippe auf Verschiebung des Werteempfindens. Unter anderem weil ja eben alles angeblich nur noch "Spiel" ist - und "Fun" bringen soll.

Bei mir ist es Lethargie. Meine Ideale sind sehr ausgefranst mittlerweile. Ich komme jetzt in die Kleingartenphase.

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Muß ja nicht immer montags um sieben sein, man kann auch ohne Terminplan und Bahnsteigkarte auf die Straße gehen. Wenn man das lange und laut genug und mit ausreichender Beteiligung macht, wirkt das selbstverständlich. Historische Beispiele gibt's zuhauf. Das Problem scheint zur Zeit eher zu sein, daß die Spaßgeneration den Spaß am Demonstrieren noch nicht entdeckt hat. Solange sich die Mehrheit lieber bei einem Glas aromatisierter Milch über Billigflüge unterhält, wird das wohl auch nichts.

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Nein.

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Könnses begründen? Nein sagen ist nicht genug.

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demonstrationen sind nicht mein fall. sie sind nicht mehr als pubertärer randaletourismus, wenn es noch garnicht differenziert um ein thema geht.
anders, wenn der anlaß konkret wird, wenn tatsächlich energie in einer masse von menschen schwelt. als es in england gegen die poll tax ging zum beispiel. oder die demonstationen, die die umschwünge im ostblock eingeleitet haben. - warum eigentlich nicht die montagsdemonstrationen als beispiel nehmen?
against G8 da ist mir momentan noch zu viel pose und blabla dabei.
wer was verändern will, kann sich in parteien und verbänden engagieren.

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Entschuldigung: Es gibt friedliche Demonstrationen. Die meisten sind wahrscheinlich so. Über die wird nur nicht so ausführlich berichtet.

Demonstrationen zeigen - im ganz einfachen Sinn - Menschen, die "anders" denken, daß sie nicht allein sind. Schon dafür sind sie wichtig.

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Ich nehme an, Frau Kittykoma hat eine ähnliche Entdeckung gemacht wie ich: das Demobier. Die gestrigen Anti G 8-Demonstranten hatten allesamt eine Bierflasche in der Hand. Das empfand zumindest ich als Pose.

Andererseits: Was spricht gegen den Spaßfaktor!

Ich empfehle gern das grandiose Buch von Elias Canetti: Masse und Macht. Hier werden verschiedene Arten von Masse dargestellt, u.a. mit der Kernaussage, dass Masse eine Richtung benötigt.

"Es ist die Masse allein, in der der Mensch von seiner Berührungsfurcht erlöst werden kann."

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Gruppenkuscheln!

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Kuscheldemos! Jetzt auch in Berlin.

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genau, masse benötigt eine richtung. wenn es nur das diffuse: "diese globalisierten kapitalistenschweine" oder "deutschland den deutschen" ist, bei dem jede menge leute einfach mitlatschen, dann interessiert mich das als politisches instrument nicht.
die geballte wut über die poll tax zum beispiel, die zeigte, daß eine regierung zu weit gegangen ist, hat immerhin eine premierministerin zu fall gebracht.
gegen den bundestrojaner würde ich aufdie straße gehen. das löst in mir unbändige wut aus. weil ein staat, der die unantastbarkeit meines privatlebens eigentlich schützen müßte, sich den freibrief nimmt, darin einzudringen.

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ich hab mir fest vorgenommen zum massenknutschen zu gehen.

die bier-demo zog vorgestern an meinem fenster vorbei (leider sind die bilder zu dunkel für veröffentlichung). und ich dachte nur "warum bloß wieder hier"? vielleicht zieh ich auch irgendwann nach moabit oder britz. nooooooot.

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Ich bin absolut undogmatisch.

Viele Entscheidungen hängen jedoch von der öffentlichen Meinungsbildung ab, die die Politik beeinflusst. Wenn die Demo also geeignet ist, die öffentliche Meinungsbildung in der gewünschten Weise zu beeinflussen, etwa unter Zuhilfenahme der BILD, dann kann das schon etwas bringen. Der Erfolg hängt aber nicht nur von Nachhaltigkeit und Durchhaltevermögen der Demonstranten ab, sondern ein bisschen auch von dem Gewicht der Argumente.

Pauschal gegen einen Gipfel von Regierungschefs zu protestieren, ist selbstredend totaler Müll und führt nur zu unnötigem Lärm.

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