"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache nimmt."
(Immanuel Kant)
Heute stolperte ich bei SPON das erste Mal über einen Begriff, der mir sofort einen Schauder über den Rücken jagte: Kaufmänner.
Nun stamme ich nicht nur aus einer weitverzweigten Familie von Psychopathen, Spinnern und Selbstmördern, sondern auch aus einer Dynastie von Kaufleuten. Und wurde - nach einigen Irrungen und Wirrungen - selbst mit einem akademischen Grad in dieser Wissenschaft geehrt.
Ja, ich darf mich sogar mit meiner genderspezifischen Berufsbezeichnung schmücken, etwas, was mir ja seit jeher unglaublich wichtig war, halte ich es mit der Gleichberechtigung wie Faust weiland mit der Gretchenfrage: "Sag, wie hältst du's mit der Hausarbeit?"
Erfreut nenne ich mich also Kauffrau mit Diplom und verdiene eifrig meine Brötchen mit Arbeiten, die nur annähernd mit dieser Ausbildung zu tun haben. Von meinem Arbeitsplatz kann ich sogar deutlich die gläserne Decke sehen, welche mir die Leitungsposition verwehren wird. Wenn alles so läuft wie es läuft in dieser Branche.
Indes, nur im Plural sind wir stark, und so wird aus der einsam für die Gleichberechtigung im Arbeitsleben kämpfenden Kauffrau das umgangssprachliche Heer der Kauffrauen. Doch der Mann gilt nach wie vor als Einzelkämpfer. Mit Kalkül und Vetternwirtschaft erklomm er nach und nach die Stufen auf der Karriereleiter, aber im Plural versagte er: Kaufleute durften sich die Herren bislang nur nennen. Aber jetzt, endlich, erfolgt die längst überfällige Unterstützung durch die Rechtschreibreform. Im Duden steht geschrieben, dass die Mehrzahl von Kaufmann nunmehr Kaufmänner lauten müsse (oder könne? - das überlasse man dem täglichen Sprachgebrauch und dem Rechtschreibprogramm des PC).
Männer, ich bin stolz auf euch. Ihr habt innerhalb kürzester Zeit geschafft, wofür wir Frauen Jahrhunderte gebraucht haben: Ihr habt eure eigene Mehrheit.
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