Bei-Fall.

Wenn selbst der von mir sonst sehr geschätzte Henryk M. Broder im Morgenkommentar auf Radio Eins offen sagt: "Ja, ich freue mich, dass Sarkawi tot ist", könnte man natürlich beipflichten. Wenn Journalisten bei Bekanntgabe der Todesnachricht auf einer öffentlichen Pressekonferenz klatschen, könnte man auch zustimmend nicken.

Schließlich war Sarkawi ein Terrorist der übelsten Sorte. Ein Halsabschneider, ein Fanatiker. Gut, dass er weg ist, könnte man sagen. Da braucht es auch kein ordentliches Gerichtsverfahren. Das jüngste Gericht wird sich schon um diesen Verbrecher kümmern.

Dennoch blieb mir ein Müeslibrocken im Halse stecken. Sich freuen, und zwar öffentlich, Beifall klatschen in großer, live übertragener Runde, über den Tod eines/mehrerer Menschen, finde ich von zweifelhafter Ethik.

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Danke, Frau Wortschnittchen. Ich hab es auch gehört und fand es inakzeptabel und erstaunlich dazu.

Muss man doch gar nicht mal besonders intelligent sein, um das zu unterlassen. Ein bisschen Herz und Kinderstube hätten genügt.

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Vor allem wenn man an die Kollateralschäden denkt, die entstehen, wenn man zwei 500-Pfund-Bomben auf ein Gebäude wirft. Ihn lebend zu fangen und dann ordnungsgemäß zu verurteilen. Da hätte man klatschen können!

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Schwierig. Ich finde zwar, dass so jemand es nicht verdient hat zu leben. Das Klatschen hätte man sich aber in der Tat sparen können.

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Wer könnte darüber urteilen, ob so jemand verdient hat zu leben?

Wie verdient man, zu leben? Verwirkt man sein meiner Ansicht nach unantastbares Lebensrecht, wenn man andere Menschen um ihres beraubt?

Da geraten wir schnell in ein Fahrwasser, dessen Strömung uns mitreißt.

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Nun lese ich das gerade und finde doch, dass ich dazu noch etwas sagen muss.

Ich gebe zu, dass mich ähnliche Gefühle beschleichen, wie sie Kathleen beschrieben hat. Ich bin nicht der Meinung, dass irgend jemand das Recht hat, darüber zu entscheiden, ob ein anderer leben darf. Allerdings ist dies ein besonderer Fall. Sarkawi hat unschuldige Menschen getötet, auf eine unfassbar brutale und grausame Weise und rein aus politischen Beweggründen. Menschen, die eines dieser Videos gesehen haben, sagen, dass sie diese Bilder nie wieder vergessen können. In diesem Falle also finde ich, dass es besser ist, dass er tot ist. Ohne in Beifall auszubrechen.

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Sarkawi hat gemordet oder morden lassen. Jetzt wurde er getötet. Könnte es nicht sein, dass auch er "ermordet" wurde? Wo liegt der Unterschied zwischen "morden" und "töten"? Letzteres klingt nicht so hart, würde ich sagen. Dass man darüber jetzt in bestimmten Kreisen jubelt, überrascht mich nicht, zeugt meines Erachtens von sehr verschobenen Moralvorstellungen.

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Auch hier gilt der Satz von Hajo Friedrichs: Ein Journalist sollte sich mit nichts gemein machen, auch nicht mit einer guten Sache. Und ob das eine gute Sache war, ist eine Frage der Perspektive.

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Ein guter, wahrer Satz.

Anhand solcher Schlagzeilen lässt sich die Verschiebung journalistischer Grundsätze wahrnehmen. Wenn die BILD von 'Terror-Schlachter' spricht, weiß ich, von wem es kommt. Wenn sich aber Medien allgemein, und hier sei der von der nahöstlichen Politik schon aufgrund seines jüdischen Glaubens betroffene Broder natürlich auch genannt, wenngleich auf einer weiteren Ebene, einnehmen lassen von einer Art Freudentaumel, finde ich das sehr bedenklich.

Aber ist ja alles eine Frage der Perspektive.

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Nee, eben nicht alles. Ob man das gut findet, ist schon eine Frage der Perspektive. Aber wie man eben damit umgeht, auch wenn man es gut findet, ist etwas ganz anderes.

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Auch darüber nachgedacht. Deshalb: Manueller Trackback

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