Koscher.

Der Verkäufer nimmt gelassen ein großes Stück Fleisch aus der Auslage, wickelt es ein und summt dabei ein Lied. Der Grund, weshalb ich in diesem Laden mit dem plakativen Davidsstern kaufe, liegt im fehlenden Summen einer anderen Spezies, die sich sonst grünschillernd auf allerlei fleischigen Oberflächen des afrikanischen Marktes tummelt.

Dort, im Schatten der Wohntürme des 19. Arondissements, lebt die ganze Farb- und Geruchsvielfalt Afrikas auf einigen hundert Quadratmetern wackeliger Betonplatten auf. Bunte Tücher wickeln sich um voluminöse Ghanaerinnen, blaue Leinstoffe verstecken Maghrebien-Köpfe, rote Schirme über den Ständen werfen Schatten in der sengenden Pariser Sommersonne und mittendrin ein blasses Mädel auf der Suche nach den Zutaten für das Abendessen des hart arbeitenden Liebsten. "Mach doch mal Roti (Rollbraten)", hatte er mich aufgefordert, und da er die kleine Wohnung finanzierte, wollte auch ich mein studentisch mageres Scherflein zum Gelingen dieser Beziehung beitragen.

Die Zeit drängt, also schnell nach der Arbeit im Theater alle Zutaten, Zucchini, Auberginen und Pilze, auf dem Markt kaufen, ein schönes Roti, das ich dann in unserer Neuerwerbung, einem Grillöfchen, in der 1,5 Quadratmeter großen Küche langsam knusprig brate.

Der Liebste freut sich: "Riecht gut. Bist eine gute Köchin, so für eine Deutsche." Ja ja, der Erbfeind, wenn der mal lobt, sollte man schon danbar sein. Auch ich freue mich, stecke mir genüsslich eine Gabel Fleisch in den Mund - und stutze. Der Liebste stutzt ebenfalls. Dieser Geschmack... irgendwie anders, süßlicher. Das wird doch wohl nicht...? - "Was hast du da gekauft?", fragt er. Ich bin ratlos, suche hektisch nach der Tüte. "Mangez cacher" (Esst koscher) steht darauf. Der Bon liegt noch bei: Pferdefleisch.

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Gutes Timing: Passend zu Purim! ;o)

Aber: Seit wann ist Pferd koscher?

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Das hatte mich ja auch gewundert. Nicht nur, dass es Pferd war. Sondern, dass es in einer koscheren Metzgerei verkauft wurde. Am selben Verkaufstresen. C'est le bordel parisien, hein?

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Das war bestimmt ein Mitglied eine jüdischen Sekte (ein Christ oder so...)! ;o)

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Im Kontext käme mir noch die Sekte der Essener (hrrhrrhrr!) in den Sinn.

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Allein mit dem Begriff "Pferdewurst" konnte man früher prima kleine Mädchen erschrecken.

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Als ehemaliges Pferdemädchen kann ich das gut nachvollziehen.

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Dabei heißt es doch: (Pferde-?)Liebe geht durch den Magen.

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Pferdefleisch ist doch recht lecker. War allerdings mal eine echte Belastungsprobe - meine damalige Freundin, begeisterte Reiterin und auf einem Bauernhof mit Pferden groß geworden, fand es gar nicht lustig, als ein französischer Freund die Herkunft des Rollbratens erläuterte.

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Es muss ja nicht immer Kuh sein... :o)

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Es is asoj:
Geht der Rabbi in die Metzgerei, deutet auf den Schinken und sagt: Geb mir den Fisch da.

Sagt der Metzger: Aber Rabbi, das ist Schinken!

Dorauf der Rabbi: Hab ich gefrogt, wie haisst der Fisch?

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