Groschenroman.

Ach, manchmal sucht man verzweifelt nach einem Aufhänger, einer Idee, mit der sich ein Thema halbwegs attraktiv einführen lässt. Die Gehirnwindungen ziehen sich schmerzhaft zusammen, der Magen ebenfalls und ganz hinten im Selbstbewusstseinsschublädchen beginnt wieder die Stimme zu nörgeln: "Du bist nicht kreativ genug."
Dann hilft es dem einen oder anderen Leidensgenossen, dass er seine archetypische Eitelkeit über Bord wirft und hemmungslos bei Kollegen klaut. Geschehen beim Stern, der die zugegebenermaßen wundervolle Persiflage Wir sind Kanzler! auf die BILD-Papst-Schlagzeile beim Express abgekupfert hat.

Aber worauf ich hinaus will, ist eigentlich diese meine ganz fürchterliche Vorliebe für Groschenromane in dieses Blog zu bringen. Einfach nur schreiben: Ich habe schon mit zehn Jahren leidenschaftlich gern die Barbara Cartland Heftchen meiner Urgroßmutter gelesen, mich mit den mittellosen Heldinnen identifiziert und den zynischen Helden zu Liebe und Anbetung bekehrt. Das reicht nicht, obwohl einige der Leserinnen dies sicherlich nachvollziehen können. Es muss schon etwas mehr sein. Sollte ich über die gesellschaftskritische Relevanz von Georgette Heyers Biedermeierstudien referieren? Oder doch lieber den Arzt-Roman im Spiegel der literarischen Entwicklung seit der Wirtschaftswunderzeit betrachten?

Ach, da fällt mir doch Höheres ein. Als alte Springerin lobe ich mir den heutigen Todestag des «Bohemien aus Altona, der davon geträumt hatte, Sänger zu werden, bevor er Verleger wurde» (Aus der Süddeutschen, und ich hab's aus der Netzeitung geklaut, ha!). Sein Leben als Medienroman, mitsamt der unschuldigen Friede, die ihn in seinen späten Jahren erlöst und umsorgt. Das ist kein Lore-Roman sondern ein Friede-Roman. Und solchen Kitsch habe ich ja immer schon geliebt. Jetzt ist dem Bogen doch glatt die Luft ausgegangen. Aber wie hörte ich am Dienstag von der verehrten Frau Franziskript? "Du hast es ja nicht einmal versucht." In diesem Sinne: Einen schönen Donnerstag.

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Bitte, bitte ein Arztroman. Vielleicht mit dem traumhaften Einstiegssatz:

Die weisse Tracht stand ihr wie ein Modellkleid.

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Sie meinten nicht zufällig den Einstiegssatz:

Der weiße Anzug stand ihm wie sein bestes Stück?
Obwohl - das Copyright auf außerordentlich gut sitzende weiße Anzüge hat ja der Frauenblogger... ;)

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Nichts gegen Georgette Heyer!
Das muß man erstmal können, so unsinnlich-plänkelnde Dialoge schreiben. Sie hat eine Menge Mist geschrieben, zugegeben, aber eines ihrer Bücher ist absolut lesenswert: A Civil Contract. Das sehe ich doch ungern mit Groschenheftchen in einem Atem! Auch ist das englische Regency mit unserem Biedermeier nicht zu vergleichen. Nein nein, da springt die tadelnde Lehrerin in mir mit aller Macht aus der Kiste und ruft: nein! nein! Schreib über die langsame Entwicklung der Liebe bei Adam und Jenny, da findest Du am Ende noch gesellschaftskritische Relevanz.... muß mir das jetzt peinlich sein?

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Nichts gegen Georgette Heyer! Eine Freundin, ansonsten eher den trocken-intellektuellen Dingen des Lebens zugeneigt, und ich bilden die 'Georgette-Heyer-Gedächtnisbibliothek samt Tauchring und Seufzens über die Unritterlichkeit der Männer in der Jetztzeit. (Mir gefällt übrigens 'Venetia' am besten - ich liebe diese frotzelnden Dialoge:

"Well, what a stupid question!" she said. "I should have supposed you must have known yourself to be the ogre who would infallibly pounce on every naughty child in the district!"

"As bad as that?" he said, rather startled. "Had I better try to retrieve my shocking reputation, do you think?"

They had reached the turnstile, and she passed through it. "Oh no, we should have nothing to talk about any more!"

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Ich glaube, Heyers Männer hat es nie gegeben. Sie sind die reine Frauenphantasie, nur leider ohne die kulturprägende Macht der Männerphantasien. Würden die Männer mal so hart an sich arbeiten, um Mr. Beaumaris oder dem Grafen Rule zu ähneln!, so wie Frauen Jahre ihres Lebens damit vergeuden, irgendeinem Weiblichkeitsideal nachzueifern....

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So,
jetzt habe ich mir A Civil Contract auf Englisch bestellt. War soo billig, konnte nicht widerstehen. Noch dazu von einem englischen Antiquar, muss sein. Alles Deine Schuld, Wochtschnittschn.

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Na, als hätte ich Sie dazu überreden müssen! ;)

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