Ja, auch als arbeitslose Diplomkauffrau im 2. Monat kann ich noch einiges lernen. Zum Beispiel, dass man Schmutz aller Art am besten mit Kraftreiniger zu Leibe rückt. Ich bin entzückt, konnte ich diese Entdeckung doch nur machen, weil ich von den oberflächlichen samstagmorgendlichen Reinigungsritualen während meiner Berufstätigkeit auf tägliches Putzen zum Frustabbau und Zeittotschlagen abgewichen bin.
Die totale Auflösung jeglicher gebundener Tagesabläufe lässt mich zur Produkttesterin mutieren. Essigessenz beispielsweise hat das Kaffeekochen revolutioniert! Der Espresso zischt viel schneller durch die entkalkte Maschine. Oder nehmen wir Fliesen: Wie stolz war ich, dass ich meine Dusche selbst eingebaut und verfliest hatte. Dass die quadratisch-praktischen Fliesen ohne sofortiges Nachwischen unschöne Kalkflecken zieren, kommt mir erst jetzt, vier Jahre nach dem Verfugen, zu Gesicht. Wie peinlich, denke ich, dass ich das immer übersehen habe, wenn ich abends um sieben von der Fron heimkehrte.
Aber jetzt wird alles anders! Mein Nachmieter wird seine helle Freude haben, wenn er die Wohnung übernimmt weil ich in eine kleinere umziehen musste, Hartz IV sei Dank (und die knapp 14 Euro Mietunterschied machen's dann auch nicht wirklich schlimm). Als Arbeitslose ist man natürlich gut beraten, die untätige Zeit für Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen. Mein privat organisierter Aufbaustudiengang zur Fachreinigungskraft macht mich endlich fit für einen wirklich befriedigenden 1-Euro-Job.
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"Arbeitslosigkeit ist in Deutschland eine Katastrophe, und Arbeit ein so heroischer, so existenziell aufgeladener Begriff, dass, wer sie verloren hat, sein Leben in Schande zu verbringen scheint. Und es sind vor allem Sozialdemokraten und Linke, die auf der emphatischen Vorstellung von Arbeit bestehen. In Dänemark und Schweden würde eine solche Haltung niemand verstehen: Vorübergehende Arbeitslosigkeit gehört zum Lebenslauf. Irgendwann endet sie, und das gilt auch für ältere Arbeitnehmer. Ein zweites Studium im Alter von vierzig Jahren, ein Sabbatjahr, ein Elektroingenieur, der sich plötzlich zum Schreiner berufen fühlt - kein Problem, das lässt sich pragmatisch lösen. Die Bosheit, die es braucht, um aus Arbeit und Arbeitslosigkeit eine Frage von Charakter und Durchsetzungsfähigkeit zu machen, und umgekehrt: die schwärmerische Bewunderung, ja Zuneigung, die hierzulande jedem halbwegs erfolgreichen Unternehmer gezollt wird, sind Produkte einer Moralisierung von Arbeit, die in den skandinavischen Ländern unbekannt ist."Quelle: Frankfurter Rundschau
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dein Blog läßt nicht erkennen, ob hier dein Herz oder die Seele schrei(b)t. Deshalb bin ich nicht sicher, ob es mir zusteht, hier mit dir zu scherzen. Arbeitslosigkeit ist beim besten Willen kein Thema, bei dem irgendjemandem warm ums Herz wird.
Wenn du jedoch deinen ersten Chlor-Reiniger benutzt hast, willst du gewiss gar nichts anderes mehr haben.
Mit dem Ergebnis kannst du dann auch locker (d)einen potentiellen Chef beeindrucken.
Nur mal so am
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Hausfrau I: "Wissen Sie, ich benutze schon lange Chlor-Reiniger. Zum Beispiel für die Reinigung von Duschvorhängen: Einfach eine halbe Stunde in einen Eimer mit warmem Wasser und Chlor-Reiniger legen. Hinterher ist Weißes wieder strahlend weiß!"
Hausfrau II: "Aber für den alltäglichen Schmutz reicht er einfach nicht aus. Versuchen Sie doch einmal den Kraftreiniger von *xyz. Damit wird Ihre Wohnung zu einer Wohlfühl-Oase und jeder Tag fühlt sich nach Urlaub an."
Blende auf den Kraftreiniger *xyz. Stimme aus dem Off: "Ab in den Urlaub - mit *xyz". Im Hintergrund, unscharf, fällt Hausfrau I entspannt in die Sofakissen.
Off-Topic: Mein Blog ist ein Blog ist ein Blog. Mit Herz, ohne Herz, seelenlos und seelenvoll, aber auf jeden Fall mit Schnauze. Wenn's einen potenziellen Chef beeindruckt, gern. Nur hätte ich gern mehr als einen Euro Stundenlohn.
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