Erinnern Sie diese Schuhe an etwas? An Ihre Großmutter vielleicht? Diese Hausschlappen mit dem frivolen Puschelbesatz? Nichts da! Diese hier sind selbstverständlich vollkommen züchtig, und von wegen frivol könnte ich Ihnen ganz andere Geschichten erzählen…
Zum Hauptgang gibt es Hummer. Rot und starr liegt er auf der Platte, und während der Begleiter den harten Panzer mit dem Hummerbesteck aufknipst und mir Stückchen auf den Teller legt, habe ich genug Muße, ihn mir genauer anzusehen. Erst vor einigen Tagen habe ich ihn kennen gelernt. Er war der unterhaltsamste Mann auf einer Party und spricht auch heute belesen und mit genau dem richtigen Maß an Humor über die aktuelle politische Lage. Seine semmelblonden Haare stehen an manchen Stellen strubbelig ab, was angenehm zum dunkelgrauen Edelanzug kontrastiert. Ich stelle mir vor, wie ich ihn nachher aus dem feinen Zwirn schälen werde, genau so wie das weiße Fleisch aus der Hummerschere.
Unsere Gespräche winden sich langsam die Spirale der Verführung hinab. Auf dem Weg zum krönenden Schlusspunkt bleiben wir stecken. Wie er isst! Er stopft und schlingt den Hummer, entgegen allen Feinheiten der Konversation und der äußeren Erscheinung. Das Fett des Krustentiers rinnt über sein Kinn. Und er schmatzt mit offenem Mund. Nein, er wird mich nicht berühren, von verführen kann schon keine Rede mehr sein. Der Abend scheint verdorben.
Ich behelfe mir, wie oft in solch enttäuschenden Situationen, mit meiner Fantasie. Vor meinen Augen wechselt er das Geschlecht. Seine blonden Haare wachsen, werden nussbraun und fallen über die Schultern. Die Gesichtszüge, feiner jetzt, verwandeln ihn in eine kleine Senorita mit riesigen Rehaugen. Ihr duftiges Chiffonkleid gibt den Gegensatz zu dem meinen aus Satin, zu dem die Puschelschuhe (aha, denken Sie!) hervorragend passen.
Die spanische Schönheit trinkt mit kleinen Schlucken vom Rosé aus der Anjou, ein wenig zu mineralisch für meinen Geschmack und nur kalt zu genießen. Unter dem blütenweißen Damasttischtuch wippt mein Puschelschuh. Die abstehenden Fädchen seiner Oberfläche kitzeln sicherlich angenehm am Schenkel. Langsam nähere ich meinen Fuß und streiche leicht an der seidigen Haut entlang. Sie erschauert, ihr kleiner Mund öffnet sich und ihr Blick wird starr. Ich fahre fort, mit den feinen Puscheln an ihrem Bein auf und ab zu wandern. Sie sieht mir tief in die Augen.
„Was ist denn das?“ – mein Begleiter zieht mit einem Ruck das Tischtuch hoch. Ich lasse vor Schreck den Schuh vom Fuß rutschen, und die Spanierin surrt davon wie eine aufgescheuchte Fliege. Wir beenden das Mahl schweigend. Später laufe ich nach Hause, auf meinen kleinen, keinesfalls frivolen, Puschelschuhen.
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eher an das behaarte skrotum eines alten mannes
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