Das Unterbewusstsein soll ja angeblich ein ganz verkanntes Genie sein. Und der Mensch, der vernunftgesteuert durchs Leben geht, erstarrt in Furcht, wenn es sich dann einmal den Weg ins Allzumenschliche bahnt.
Ich war in Wien, die Lieblingstierärztin besuchen. Wie immer vertrödelten wir uns ein wenig, tranken noch einen Kaffee im Salzberg, wanderten kurz über die Mariahilfer Straße, um dann den Heimweg anzutreten. Ich sollte wieder heim nach Berlin, der Flug ging um halb acht.
In der Wohnung im grenzvornehmen 4. Bezirk warteten schon die Schwiegereltern. Und, welche Überraschung! Ich kannte die beiden schon. Der Ede war's, samt seiner Muschi-Gattin. Wie immer schon ganz aufgeregt, wenn es um die Frauen geht, sagte er: "Ja, äh, wir, äh, müssen dann mal, äh, los." Hektisch schob er seine Brille auf der spitzen Nase hin und her, während sein Frauchen ihn mal hierhin, mal dorthin in der Wohnung schob und die Gepäckstücke einsammelte und ihm in die Arme drückte. Eine herzliche Umarmung zum Abschied, und dann verzog sie sich wieder in die Küche.
Wir stiegen in Edes großen Dienst-BMW, schwarz mit hellbraunen Ledersitzen. Die Lieblingstierärztin und ich im Fond, Ede am Steuer. Er fuhr schlecht. Unsicher, viel zu schnell. Selbst beim Fluchen polterten die Äh's aus seinem Mund.
Und hier kam der Moment, in dem ich mich ernsthaft fragte, ob ich verrückt sei. Ich bejahte freudig, schlug das Unterbewusstsein mit dem Knüppel nieder und wachte lachend auf. Frau Wortschnittchen und ihr Chauffeur - Herr Freud, übernehmen Sie!
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