"Hier findet der Weltuntergang zweimal täglich statt", behauptet der liebe Freund C. und spricht damit sogleich eine Einladung aus. C., der vor einigen Wochen seinen Wohnsitz von Amsterdam ins eher beschauliche Oldenburg verlegt hatte, erläutert diese Aussage nicht näher, empfiehlt jedoch, wetterfeste Kleidung und Schuhe mitzubringen.
"Wir haben Sommer", entgegne ich und packe natürlich all die hübschen Dinge ein, die einen weiblichen Körper gleichzeitig so trefflich be- und entkleiden können. Wenn die Temperatur knapp über 20 Grad steigt, jedenfalls.
Als ich in Oldenburg aus dem Zug steige, nieselt es leicht. Ich bin in ein leichtes Sommerkleid gewandet, habe aber wenigstens eine Strickjacke angezogen. C. bewundert den exquisiten Schnitt des Kleides. Als wir durch die hübsche Innenstadt spazieren, trägt C. meine umfangreiche Tasche etwas enger an sich, damit das feine Rindsleder nicht durchnässt wird. Ich trage den Schirm und versuche, den 2-Meter-Mann mitsamt Reisetasche, das Laptop, die Handtasche und meine Gänsehaut darunter zu verstauen.
Als wir nach strammem Fussmarsch durch die Wohnungstüre treten, haben wir eine lange Tropfenspur im Treppenhaus hinterlassen. Draußen geht derweil sintflutartiger Regen hernieder, der mittels starker Böen auch auf die überdachte Terrasse von C.s Wohnung verteilt wird.
Wir trinken einen Tee mit Rum, denn "das ist das einzige, wovon mir hier warm wird", sagt C. "Und was kann ich hier noch so machen", frage ich. Den Weltuntergang habe ich ja schon gesehen. "Was man in Oldenburg so macht, wenn die Sonne länger als zwei Minuten scheint: Wir könnten in die Strandbar am Yachthafen gehen", schlägt C. vor. Man lernt nie aus. Oldenburg liegt nicht nur in Oldenburg sondern auch inmitten eines riesigen Schlechtwettergebietes. Und hat eine Strandbar.
Morgen fahre ich nach Bremen. Mal sehen, was die Heimatstadt von Sven Regener und seinem mildesten Kritiker so zu bieten hat. Sonne, vielleicht?
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irgendwann waren dann - wochenende eben - die duschen der turnhalle verschlossen, und ich und eine freundin bekamen doch deutlich das gefühl, uns den anderen nasen und unseren eigenen so nicht mehr zumuten zu können. also liehen wir uns zwei räder, verließen die stadt bei diesigem fröstelwetter und hopsten in einen kleinen see. naja, jammerten uns kleinschrittig hinein: kalt war's, drinnen wie draußen.
trotz heftigen strampelns spürte ich meine füße erst wieder, als wir fast schon wieder an der turnhalle angekommen waren. die haare haben wir uns dann lieber am waschbecken warm gewaschen.
oldenburg also: kalt. außerdem naß, aber immer an den falschen stellen.
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