Freitag, 8. Juli 2005
Satz des Tages.
"Eigentlich habe ich keine Lust mehr auf Arbeit. Ich muss ihn nur noch dazu kriegen, dass er mich endlich heiratet. Dann spiele ich Hausfrau und drangsaliere meine Gören."
Aus: Wo ist eigentlich die Emanzipation geblieben? (für den geneigten Leser: Dieser Satz stammt nicht aus meinem Munde!)
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mark793,
Freitag, 8. Juli 2005, 11:51
Die Emanzipation
hat es immerhin zuwege gebracht, dass diese Option nun auch für Männer existiert;-)))
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r..,
Freitag, 8. Juli 2005, 14:12
@mark793 Zwei Blogger, ein Gedanke... Jetzt muß nur auch noch der Vaterschutzurlaub eingeführt werden!
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mark793,
Freitag, 8. Juli 2005, 16:13
Und zwar einer,
von dem auch brotlose Freiberufler was haben. Der permanente unbezahlte Vaterschaftsurlaub kostet mich nämlich nicht nur Rente...
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modeste,
Freitag, 8. Juli 2005, 12:04
Ein großartiger Plan. Nur die Kinder stören das idyllische Bild ein bißchen.
Aber, mal im Ernst, hat hier irgendwer Weibliches das Gefühl, bei der Emanzipation der Frau nicht aufs Fürchterlichste zugesetzt zu haben? Ich will hier gar nicht davon sprechen, dass bei der Emanzipation der Frau ja im wesentlichen nur die lästigen Teile des traditionell männlichen Lebensentwurfs auch Frauen eröffnet wurden. Das Nebeneinander von traditionell männlichen Leitvorstellungen ("Mach Karriere") und traditionell weiblichen Anforderungen ("schau gut aus, sei charmant") mündet dazu regelmäßig in ein Anforderungsgeflecht, dem man eigentlich nicht gerecht werden kann - macht man Karriere, empfinden nicht wenige Männer das als abschreckend, sieht man dabei nicht aus wie eine Frau, die ihr Geld mit ihrem Aussehen verdient, kann man sich die Häme gleich mit auf´s Konto überweisen lassen. Macht man keine Karriere, gilt man als Parasitin auf dem Rücken eines gestressten Ernährers. - Und ganz gleich, was aus den eigenen Kindern wird: Man wird schuld sein.
Ein bißchen viel für eine einzige Existenz. Das Leben einer gut verheirateten Dame vor fünfzig oder hundert Jahren war einfacher, weniger widersprüchlich.
Aber, mal im Ernst, hat hier irgendwer Weibliches das Gefühl, bei der Emanzipation der Frau nicht aufs Fürchterlichste zugesetzt zu haben? Ich will hier gar nicht davon sprechen, dass bei der Emanzipation der Frau ja im wesentlichen nur die lästigen Teile des traditionell männlichen Lebensentwurfs auch Frauen eröffnet wurden. Das Nebeneinander von traditionell männlichen Leitvorstellungen ("Mach Karriere") und traditionell weiblichen Anforderungen ("schau gut aus, sei charmant") mündet dazu regelmäßig in ein Anforderungsgeflecht, dem man eigentlich nicht gerecht werden kann - macht man Karriere, empfinden nicht wenige Männer das als abschreckend, sieht man dabei nicht aus wie eine Frau, die ihr Geld mit ihrem Aussehen verdient, kann man sich die Häme gleich mit auf´s Konto überweisen lassen. Macht man keine Karriere, gilt man als Parasitin auf dem Rücken eines gestressten Ernährers. - Und ganz gleich, was aus den eigenen Kindern wird: Man wird schuld sein.
Ein bißchen viel für eine einzige Existenz. Das Leben einer gut verheirateten Dame vor fünfzig oder hundert Jahren war einfacher, weniger widersprüchlich.
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wortschnittchen,
Freitag, 8. Juli 2005, 12:15
Besagte Dame (und viele andere, deren Ehrlichkeit in dieser Frage immerhin einen Orden verdiente) war der - männlichen geprägten - Karriere nicht abgeneigt, hat durchaus Ehrgeiz und die entsprechende Ausbildung. Ich stelle keiner Frau in Abrede, dass sie die lautersten Ziele verfolgt, wenn sie sich auf Haushaltsführung und Kindererziehung verlegt. Nur bitte nicht mit dem Argument "keine Lust mehr auf Arbeit".
Man stelle sich den umgekehrten Fall vor: Ein Mann, vormals Karrierist, sagt deutlich, dass er sich heiraten lassen will, weil er keine Lust mehr auf den täglichen Einheitsbrei im Büro hat. Böse Rufe erschallen! Faulpelz! Drückeberger! Unfähiger!
Warum sollte also eine Frau in diesem Fall den Vorteil genießen, den ihr ein (meiner Meinung nach veraltetes) Frauenbild der 50er Jahre bietet? Seit dieser Zeit gibt es Spül-, Wasch- und andere Maschinen und weniger Gründe denn je, den Haushalt als allein auslastendes und seligmachendes Arbeitsfeld zu begreifen. Vom Boden muss man ja nicht essen können...
Man stelle sich den umgekehrten Fall vor: Ein Mann, vormals Karrierist, sagt deutlich, dass er sich heiraten lassen will, weil er keine Lust mehr auf den täglichen Einheitsbrei im Büro hat. Böse Rufe erschallen! Faulpelz! Drückeberger! Unfähiger!
Warum sollte also eine Frau in diesem Fall den Vorteil genießen, den ihr ein (meiner Meinung nach veraltetes) Frauenbild der 50er Jahre bietet? Seit dieser Zeit gibt es Spül-, Wasch- und andere Maschinen und weniger Gründe denn je, den Haushalt als allein auslastendes und seligmachendes Arbeitsfeld zu begreifen. Vom Boden muss man ja nicht essen können...
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arboretum,
Freitag, 8. Juli 2005, 12:38
Das Leben einer gut verheirateten Dame vor fünfzig oder hundert Jahren war einfacher, weniger widersprüchlich.
Wenn Sie sich da mal nicht täuschen, Frau Modeste. Vor 50 Jahren dürfte es in diesem wie in vielen anderen europäischen Ländern mehr Kriegerwitwen und alleinstehende Frauen als gut verheiratete Damen gegeben haben. Und selbst wenn Sie, Frau Modeste, vor 50 Jahren zu den gut verheirateten Damen gehört hätten, wage ich es zu bezweifeln, dass damit völlig glücklich und zufrieden gewesen wären.
Vor 100 Jahren hingegen hätten Sie nicht einmal das allgemeine Wahlrecht gehabt und nur im Ausnahmefall in den Genuss von höherer Bildung gekommen (fürs Studium hätten Sie dann aber ins Ausland gemusst) - vielleicht wären Sie wegen dieser Widersprüchlichlichkeit ebenfalls auf die Straße gegangen, hätten sich in einem der Frauenvereine engagiert.
@ Frau Wortschnittchen: Solche Sätze wie den eingangs zitierten hört man besonders gern von Frauen, die sich in ihrem Job langweilen oder ihn zu anstrengend finden. Als wäre das Hausfrauen-Dasein bequemer. Wenn sie diesen Irrtum feststellen, macht sich die Unzufriedenheit - hinter der oft eine Unzufriedenheit mit der eigenen Person steckt - wieder breit. Dann werden sie erst recht unerträglich. Arme Kinder, armer Mann.
Wobei mich ohnehin wundert, dass es immer noch genug Männer gibt, die entweder nicht durchschauen, welche Motive dahinter stecken oder diese Nummer dennoch mitmachen.
Wenn Sie sich da mal nicht täuschen, Frau Modeste. Vor 50 Jahren dürfte es in diesem wie in vielen anderen europäischen Ländern mehr Kriegerwitwen und alleinstehende Frauen als gut verheiratete Damen gegeben haben. Und selbst wenn Sie, Frau Modeste, vor 50 Jahren zu den gut verheirateten Damen gehört hätten, wage ich es zu bezweifeln, dass damit völlig glücklich und zufrieden gewesen wären.
Vor 100 Jahren hingegen hätten Sie nicht einmal das allgemeine Wahlrecht gehabt und nur im Ausnahmefall in den Genuss von höherer Bildung gekommen (fürs Studium hätten Sie dann aber ins Ausland gemusst) - vielleicht wären Sie wegen dieser Widersprüchlichlichkeit ebenfalls auf die Straße gegangen, hätten sich in einem der Frauenvereine engagiert.
@ Frau Wortschnittchen: Solche Sätze wie den eingangs zitierten hört man besonders gern von Frauen, die sich in ihrem Job langweilen oder ihn zu anstrengend finden. Als wäre das Hausfrauen-Dasein bequemer. Wenn sie diesen Irrtum feststellen, macht sich die Unzufriedenheit - hinter der oft eine Unzufriedenheit mit der eigenen Person steckt - wieder breit. Dann werden sie erst recht unerträglich. Arme Kinder, armer Mann.
Wobei mich ohnehin wundert, dass es immer noch genug Männer gibt, die entweder nicht durchschauen, welche Motive dahinter stecken oder diese Nummer dennoch mitmachen.
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modeste,
Freitag, 8. Juli 2005, 13:30
Frau Wortschnittchen, als Frau genießt man viele Vorteile, die Männer genießen, nicht im selben Maße: Wer jemals versucht hat, einem Arbeitgeber klar zu machen, dass man nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre Kinder bekommt, und dann für eine Kanzlei-Arbeitswoche nicht mehr zur Verfügung steht, weiß genau, welche Vorteile es böte, ein Mann zu sein. Als Mann wäre es zudem gesellschaftlich ein unbestrittener Vorteil, Karriere gemacht zu haben. Als Frau wird die eigene Weiblichkeit schwer in Zweifel gezogen, sobald überhaupt beruflicher Ehrgeiz auf den Plan tritt. Erfolg macht Männer sexy - ich kenne aber keine beruflich erfolgreiche Frau, der irgendwelche jungen Männer nachlaufen, weil sie so smart, klug und mächtig sei. - Warum also die Nachteile schlucken und die wenigen Vorteile geißeln und zurückweisen?
Die Rückzugsmöglichkeiten von Männern aus dem Berufsleben fallen natürlich auch deswegen nicht so auf, weil sie anders vonstatten gehen als mit einem spektakulären Akt des Heiratens und Kündigens. Ich kenne genug Männer, die ihren regulären Berufseinstieg erst gar nicht vollzogen haben, und statt dessen in den Kaffeehäusern von Berlin die Kunst neu erfinden. - Da sind gar nicht so wenige dabei, die von dem leben, was ihre Frauen oder Freundinnen nach Hause bringen als Ertrag eines Jobs, den die Herren von der Kunst natürlich zutiefst verachten.
Frau Arboretum, natürlich zeitigt jede Zeit ihre eigenen Widersprüche, aber das Frauenbild hatte zumindest den einen Vorteil, klar zu sein (und viele Nachteile, dfie ich auch nicht tragen möchte). Die Widersprüche, sowohl traditionell männlichen Vorstellungen wie auch traditionell weiblichen Vorstellungen gerecht werden zu müssen, stresst mich zumindest manchmal erheblich. Man befindet sich, so kommt es mir manchmal vor, in einer permanenten Rechtfertigungssituation: Kurbelt man sich beruflich ein Maximum ´raus, gilt man als unweiblich, da Karriere ohne eine gewisse Härte kaum denkbar ist. Und überdies muss man sich von der FAZ sagen lassen, man sei schuld, dass die Deutschen aussterben. Bekommt man Kindern und arbeitet, ist man schuld, wenn die Kinder nicht optimal geraten. Bekommt man Kinder und arbeitet nicht, gilt man als Parasitin und Glucke.
Wie man´s macht, macht man´s falsch. Und alles ein bißchen machen zu können, ist eine Illusion.
Die Rückzugsmöglichkeiten von Männern aus dem Berufsleben fallen natürlich auch deswegen nicht so auf, weil sie anders vonstatten gehen als mit einem spektakulären Akt des Heiratens und Kündigens. Ich kenne genug Männer, die ihren regulären Berufseinstieg erst gar nicht vollzogen haben, und statt dessen in den Kaffeehäusern von Berlin die Kunst neu erfinden. - Da sind gar nicht so wenige dabei, die von dem leben, was ihre Frauen oder Freundinnen nach Hause bringen als Ertrag eines Jobs, den die Herren von der Kunst natürlich zutiefst verachten.
Frau Arboretum, natürlich zeitigt jede Zeit ihre eigenen Widersprüche, aber das Frauenbild hatte zumindest den einen Vorteil, klar zu sein (und viele Nachteile, dfie ich auch nicht tragen möchte). Die Widersprüche, sowohl traditionell männlichen Vorstellungen wie auch traditionell weiblichen Vorstellungen gerecht werden zu müssen, stresst mich zumindest manchmal erheblich. Man befindet sich, so kommt es mir manchmal vor, in einer permanenten Rechtfertigungssituation: Kurbelt man sich beruflich ein Maximum ´raus, gilt man als unweiblich, da Karriere ohne eine gewisse Härte kaum denkbar ist. Und überdies muss man sich von der FAZ sagen lassen, man sei schuld, dass die Deutschen aussterben. Bekommt man Kindern und arbeitet, ist man schuld, wenn die Kinder nicht optimal geraten. Bekommt man Kinder und arbeitet nicht, gilt man als Parasitin und Glucke.
Wie man´s macht, macht man´s falsch. Und alles ein bißchen machen zu können, ist eine Illusion.
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arboretum,
Freitag, 8. Juli 2005, 13:45
In der Aufzählung fehlt noch die Variante "keine glanzvolle Karriere und trotzdem keine Kinder". ;-)
Nachtrag: Dass Ihnen das klar ist, stand außer Frage. Ich wollte damit nur andeuten, dass Sie mit einem solchen "klareren" Frauenbild wahrscheinlich auch nicht glücklicher oder weniger angestrengt wären als jetzt.
Wenn ich mich, was zum Glück nicht oft vorkommt, angesichts der Kompliziertheit dieser Welt gerade einmal bestöhne, stelle ich mir immer vor, ich hätte vor 100 Jahren gelebt und Zahnschmerzen gehabt. Dann bin ich immer sehr schnell glücklich und zufrieden mit der komplexen Gegenwart.
Nachtrag: Dass Ihnen das klar ist, stand außer Frage. Ich wollte damit nur andeuten, dass Sie mit einem solchen "klareren" Frauenbild wahrscheinlich auch nicht glücklicher oder weniger angestrengt wären als jetzt.
Wenn ich mich, was zum Glück nicht oft vorkommt, angesichts der Kompliziertheit dieser Welt gerade einmal bestöhne, stelle ich mir immer vor, ich hätte vor 100 Jahren gelebt und Zahnschmerzen gehabt. Dann bin ich immer sehr schnell glücklich und zufrieden mit der komplexen Gegenwart.
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engl,
Freitag, 8. Juli 2005, 14:18
oh ja, letzteres erscheint mir die wirklich akzeptable version. :-)
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croco,
Samstag, 9. Juli 2005, 09:26
Wieso
sollte man es eigentlich irgend jemandem Recht machen wollen?
Wenn man Freude daran hat, arbeiten zu gehen, sollte man das tun. Wenn man Spaß am Haushalt hat, und an Kindern, solltet man sich damit beschäftigen, und wenn man beides auf die Reihe bekommt, bitte!
Wir Mädels heute haben die Wahl, und die gab es vor hundert Jahren nicht.
Den Männern gehts in dieser Hinsicht bedeutend schlechter.
Wenn man Freude daran hat, arbeiten zu gehen, sollte man das tun. Wenn man Spaß am Haushalt hat, und an Kindern, solltet man sich damit beschäftigen, und wenn man beides auf die Reihe bekommt, bitte!
Wir Mädels heute haben die Wahl, und die gab es vor hundert Jahren nicht.
Den Männern gehts in dieser Hinsicht bedeutend schlechter.
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remington65,
Samstag, 9. Juli 2005, 20:05
Hier mal unter "Frauenpolitik" nachschauen. Keine Sorge, ist kein ewig langer Text. :-)
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