Amtliches.

Die Schlange ist bereits um viertel nach sieben lang obwohl das Amt erst um acht öffnet. Märkchen ziehen und die Aufruftafel im Blick behalten. Nummer 766, vor mir noch 25 andere Nummern. Neben mir sitzt ein Diplom-Ingenieur, Nummer 749: "Ich bin jetzt das dritte Mal innerhalb von 10 Jahren arbeitslos geworden, da kennt man sich langsam aus." Das tröstet nicht, aber es zeigt auch, dass es kein Dauerzustand sein muss. Er war schon um halb sieben da.

Endlich ertönt der Gong und meine Nummer wird aufgerufen. Die Sachbearbeiterin nimmt meine Unterlagen entgegen, sagt freundlich: "Willkommen, Sie sind ja noch neu. Ich brauche noch folgende Papiere:..."
Eine so freundliche Begrüßung hätte ich nicht erwartet. Die Mitarbeiter wurden wohl passend zur Umbenennung von "Amt" zu "Agentur" auf Kundenservice getrimmt.

Vermutlich wird dies irgendwann einmal so professionalisiert, dass im Wartebereich alle 10 Minuten eine Ansage geschaltet wird: "Herzlich willkommen, liebe Besucher der Arbeitsagentur. Wir freuen uns, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Erfrischungen finden Sie gegen ein geringes Entgelt am Automaten. Unser freundliches Servicepersonal am Empfang beantwortet gern Ihre Fragen nach den sanitären Einrichtungen. Akademiker werden gebeten, die hervorragende Bibliothek unserer Formularsammlung zu nutzen."

Ja, da könnte das Warten auf den Amtsfluren - Verzeihung!- lies: Agenturgängen erst so richtig Spaß machen.

... comment

 
Seit das "Arbeitsmarktservice" umgezogen ist, hab ich das zweifelhafte Vergnügen fast Tür an Tür mit dieser Einrichtung zu wohnen. Auch bei uns stauen sich schon vor 7.30 die Massen auf dem Gehweg. Von dem Dreck, den die Raucher hinterlassen fang ich jetzt gar nicht an. Nur so viel, seit das AMS hier ist, spielen die Ratten in der Nacht wieder fangen...

... link  


... comment
 
Sehr unterhaltsam sind auch die Arbeitsagenturen, wo es keine Nummern mehr gibt, sondern Kundentheken. Da stehen die Wartenden sich im Schnitt eine Dreiviertelstunde die Beine in den Bauch, dafür gibt's dann Unterhaltung von der Theke. Der "Diskretionsabstand" nützt da nämlich nichts, alle können alles mithören.
Spaßig war auch, dass zu Jahresbeginn ein Gutteil der Schlangestehenden sich völligst vergeblich angestellt hatte. Nach 45 und mehr Minuten Wartezeit erfuhren sie von der Dame an der Kundentheke, dass sie dort leider - da frisch verhartzt -, völlig falsch wären, sie müssten zu einem anderen Amt, nicht zur Arbeitsagentur. Wohin die Leute müssten, das wüsste sie leider auch nicht.
Wegen der kommunalen Optionsmodelle sind auch einige der Arbeitsagenturler ihre bisherigen Jobs losgeworden. Es gibt Flure, da ist keiner mehr da. Dafür kommen dann auf 1400 Akademiker nur noch zwei Vermittler, das ist doch auch etwas.

... link  

 
In der für mich zuständigen Arbeitsagentur hatte man wohl die Märkchen auch kurzfristig abgeschafft - bis sich unschöne Szenen auf den Fluren abspielten. Jetzt ist man dort wieder zur guten, alten "ziehen-Sie-bitte-eine-Nummer"-Mentalität zurück gekehrt.

... link  


... comment