Eines vorweg: Ich gehe selten ins Theater. Einmal, weil ich zu Zeiten meiner Kritikertätigkeit für die Kulturseiten einer Lokalzeitung (beliebte Frage: "Wie, die haben auch Kultur?") jedes Bühnenstück mit viel Unsicherheit ob der eigenen Beurteilungsfähigkeit sah. Zum Anderen, weil der Aufenthalt in engen Stuhlreihen inmitten eines vielfach olfaktorisch mehr als präsenten Publikums über die Dauer einer halben Stunde meiner üblichen Soziophobie zuträglich ist.
Nun, ich musste aber. Und ganz entgegen den Erwartungen - Deutsches Theater, Komödie "Ein Klotz am Bein", Begleitung: eines der beiden Perlhühner - war es überaus amüsant.
Dies lag aber weniger am Stück als am Publikum selbst. Der typische Berliner Theatergeher ist meist älteren Jahrgangs, kleidet sich dem Anlass entsprechend gediegen und riecht wahlweise nach Old Spice oder Old Lavendish Water, aber auf jeden Fall old, very old.
Da gibt es Dauerhuster, denen man den Kuraufenthalt in Bad Oeynhausen oder Pyrmont geradezu anraten, auf jeden Fall aber gönnen würde. Auch die Spontanklatscher, meistens an Stellen, die bar jeden Witzes sind, gehören zum festen Bestand eines Theaterbesuchs.
Immerhin, das Durchschnittsalter der Zuschauer verhindert eines ganz bestimmt: Handygeklingel mitten im Akt. Dafür gibt es eine Lautuntermalung der besonderen Art. Ein schrilles Pfeifen rechts vor uns. Es ist das Hörgerät eines älteren Herrn. Der hört ganz offensichtlich gar nichts mehr (sonst würde er es ja auch nicht tragen), denn seine Hörhilfe fiept mindestens 20 Sekunden lang. Seine Gattin klopft ihm hektisch auf die Schulter, er klopft hektisch auf sein Ohr und irgendwann hört das Pfeifen auf. Wir bekommen einen Lachanfall. Nach zweimaliger Wiederholung warten wir nunmehr sensibilisiert auf das nächste Mal. Das Stück verliert zunehmend an Interesse. Viel aufregender und unser echtes Theatervergnügen ist der alte Herr mit dem Hörgerät.
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Der Deutschen Staatsoper UdL menge ich ein wenig Touristen- und Studentenschweiß bei, der Deutschen Oper dagegen einen Hauch Westberliner Moder.
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Meine Lieblingsvolksbühne riecht dagegen ja ein bißchen wie eine Mischung aus Bar morgens um 3.00 und nassem Cord.
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@ Modeste: Logisch, an der Volksbühne rennt ja auch das ganze Germanisten- und KuWi-Pack herum, eben in Cord gewandet und immer ein flottes Beck's in der Hand. (Immer noch besser als Lavendish und Spice, old)
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