Es war ein besonderer Abend. S. sollte in einer Woche heiraten, Jungesellinnenabschied. Da erwartet man doch was: Enthemmte Frauen, knackige Stripper, Alkohol in Strömen. Nicht so bei Grundschullehrerinnen im Hessischen. Gediegenes Essen in gutbürgerlicher Umgebung, Apfelwein statt Apfelkorn und der einzige Mann in verfügbarer Nähe hätte nicht einmal einer Nacktschnecke einen Hormonschub verpasst. Trotzdem ist es lustig, die Mädels haben einige gute Geschichten über degenerierte Sprösslinge von degenerierten Eltern in petto und die Stimmung steigt, als W. Details eines nicht ganz glücklich verlaufenen Seitensprungs zum Besten gibt. Es kommen viele erschreckende Zufälle, ein gebrochener Unterarm und ein Auto im Treppenhaus in der Geschichte vor.
S. ist betrunken. Behauptet sie. Nach zwei "Sauer Gespritzten" kann ich ihr das allerdings nicht ganz glauben. Auf jeden Fall wird sie gehässig, als eine Ehemalige ihres Derzeitigen, der später ihr Ex werden wird, das Restaurant betritt. Eine angenehme Erscheinung, schwarzer Ledermantel, Jeans und lange, braune Haare. S. sieht das anders und lästert: "Schaut mal, wie billig die Klamotten aussehen!" Ich sehe genau hin und erkenne, dass die Schuhe von Prada sind und den Mantel glaube ich, vor kurzem in irgendeinem Hochglanzmagazin entdeckt und bewundert zu haben. Wie dem auch sei, P. (S.' zukünftiger Ex-Ehemann) fand diese Frau eine sehr lange Zeit sehr anziehend, was er in einer schwachen, sentimentalen Stunde auch S. erzählt hatte. Mit einigen Informationen mehr, als S. wohl haben wollte, unter anderem der Bemerkung über die Qualität einer bestimmten Sexualspielart. Vielleicht als Anreiz? (Ich erinnere mich allerdings daran, dass der angeblich wohlgemeinte Kommentar "früher hast du besser geblasen" nach einem zugegebenermaßen endzeitig bedingten lustlosen Liebesspiel eher die gegenteilige Wirkung hatte.)
"Die schluckt bestimmt auch", sagt S. und guckt angewidert. Ich verschlucke mich. Auch W., wie ich aus den Augenwinkeln beobachte. Was soll man denn sonst mit dem Zeug machen? Dezent aus dem Mund tropfen lassen, ins Bettzeug spucken, auf seinen Bauch? Kann man. Muss man aber nicht. Wer Spaß dran hat, soll es machen oder auch nicht. Ausgerechnet sie, die schöne Blonde mit dem (vorehelich) hohen Männerverschleiß, mag das nicht?
Nun, es kommt natürlich immer auf den Geschmack an. Nach Rosen riecht und schmeckt es nur selten, häufiger eher nach Lilien oder Hyazinthen, deren betäubend betörender Duft von einer Sekunde auf die andere eine verderbliche Note bekommen kann.
Der Reinlichkeitsfaktor spielt natürlich eine entscheidende Rolle. Da beschnittene Männer in Deutschland eher die (meist orientalischem Kulturhintergrund entspringende) Ausnahme darstellen, bleibt vor dem Auspacken seines besten Stückes der kurze Moment der Hoffnung, dass er gerade heute auf der Herrentoilette nicht nur "abgeschüttelt" und auch ansonsten zwischendurch Wassergeplanscht hat. Ich bin da konsequent: Auch nur den Hauch eines WC-Odeurs und mein Kopf taucht wieder über der Bettdecke auf. So viel Zeit muss sein, meine Herren!
Auch Ernährung und Alkoholkonsum haben Einfluss auf den Geschmack. Allgemein lässt sich sagen, dass milde Nahrungsmittel wie Pasta und Kartoffeln den Geschmack von Sperma verbessern, wohingegen Curry, Bier und Kaffee den schlechtesten Geschmack verursachen. Dem kann ich nur zustimmen. Dagegen unbestätigt ist bislang, dass der Verzehr von Ananas den Geschmack positiv verändert. Vielleicht lag es auch daran, dass es nur Dosenananas waren?
S. jedenfalls beteiligt sich an W.'s und meiner folgender angeregt geführter Diskussion über Geschmack oder Nichtgeschmack von Sperma nicht. Einzig ihr Blick besagt, was sie von uns hält. Wir sind Schluckerinnen! Was soll's, denke ich, du bist halt eine Samenschleuder.
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