Ich würde küchenpsychologisch eine Übersprunghandlung vermuten. Schwangere Bäuche sind heute seltener als früher und werden weniger schamhaft verborgen und sie verändern sie eine Frau radikal. Der Bauch im engen Shirt "springt" einen an.
Und das mit der Glatze des Krebspatienten? Angst, Berührtsein, Verhaltensblockade, hilflose Hinwendung...
Unsere Gesellschaft lebt im Diktat der Intimität und ist kaum noch formell, da wird eher angefaßt als dezent über etwas hinweggesehen.

Ich glaube auch daß es Ausdruck von Hilflosigkeit ist, der Versuch eine als fremd oder bedrohlich oder schwer zu fassen (wörtlich wie pbertragen) respektive empfundene Schlucht zu überbrücken. ich zum Beispiel finde Baby so lange gruselig, bis ich sie selber mal auf dem Arm hatte.

können sich meist selbst wehren. Bedenklich finde ich eher:

»Wann wurde es eigentlich gesellschaftsfähig, […]«

   wann hört es denn endlich auf, für »gesellschaftsfähig« zu gelten, kleinen Kindern, die sich noch nicht wehren können, in die Backen zu kneifen und »Dutzi, dutzi!« in den Wagen zu brüllen?

»[…] und möchte dann stellvertretend für die Gestreichelten zuschlagen. […]«

   glauben Sie mir, das möchte ich auch oft.

»[…] Und ich glaube, das nächste Mal mache ich das dann einfach auch.«

   vielleicht versuchen Sie es erstmal damit, Ihren Unmut verbal kundzutun

   Noch etwas zum Begriffe der Übergriffigkeit:
   Wenn Sie als Rächer der Schwangeren und Chemoopfer auftreten, laufen Sie Gefahr, selbst »übergriffig« zu werden, nämlich bevormundend in die Kompetenzen der Betroffenen überzugreifen. Insgesamt halte ich den Begriff selbst aber für ein gefährliches Schlachtfeld, weil »Übergriffigkeit« im körperlichen Sinne eher sexuell konnotiert ist und in der nichtkörperlichen Bedeutung nach Entmündigung, Machtergreifung und Unzuständigkeitserklärung stinkt, nach »ich bestimme, was Du für richtig hältst und wie Du etwas tust, und Du wirst nicht gefragt«…