Es erwischt uns doch irgendwann alle: Gegen den genetisch verankerten Fortpflanzungstrieb kommen wir einfach nicht an. Ab Anfang Dreißig bei Frauen und Mitte/eher Ende Dreißig bei Männern taucht er auf, dieser feuchte Hundeblick, wenn an einem lauen Frühlingssonntag eine kleine, glückliche Familie oder ein ziemlich dicker (Schwangeren-)Bauch auf der Straße entgegen kommt.
Die Hormone übernehmen die Macht. Die tägliche Pille wird immer häufiger widerwillig und mit den Gedanken an ein „was wäre wenn“ geschluckt. Eines Tages dann ist es soweit. Entweder man entscheidet, sofern in einer glücklichen, auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basierenden Beziehung (die so selten ist wie ein Sechser im Lotto, daher sollte man sie tunlichst rechtzeitig institutionell besiegeln, denn merke: Scheidungen sind teurer als Hochzeiten), gemeinsam die Aufgabe von Verhütungsmitteln. Oder - was für ein Ärger! - es passiert einfach. Frau hatte Durchfall. Oder Erbrechen. Oder Jetlag, die Zeitumstellung nach dem Thailandurlaub, die muss es gewesen sein. Liebe Männer, glaubt es nicht! Einmal vergessen, das reicht nicht, um den jahrelang lahm gelegten Ovarien neues Leben zu entlocken. Da muss schon ein bisschen fortgesetzte Schlampigkeit, eine gewisse absichtlich absichtslose Vergesslichkeit hinzukommen.
Hat man gerade keinen wirklich an Nachwuchs interessierten Partner bei der Hand, wird die Sache schon etwas schwieriger. Mit einem ONS mal eben ein Kind zu zeugen ist nicht nur bedingt erfolgreich sondern auch noch (AIDS, remember) unvernünftig bis dort hinaus. Einer Affäre den Kinderwunsch anzutragen, treibt den Mann schneller in die Flucht als man „vollgeschissene Windel“ sagen kann. Und in einer bedingt glücklichen Beziehung kann man es sich meist schon nicht mehr vorstellen.
Jeffrey Eugenides’ Heldin Tomasina aus Airmail macht es sich einfacher:
Samen von drei Männern mischen.
Kräftig verrühren.
In die Bratenspritze füllen.
Sich zurücklegen.
Tülle einführen.
Zusammendrücken.
Et voilà, dann ist vielleicht bald ein Braten in der Röhre. Glücklicherweise stehen Männer an der Schwelle zur fiesen Vierzig dem Gedanken an Nachwuchs gar nicht mehr so ablehnend gegenüber. „Also, ich könnte es mir vorstellen“, hörte ich letztens erst von zwei Männern meines Bekanntenkreises, während ein dritter zumindest gern die Patenonkelrolle übernehmen wollte. Alle haben diesen feuchtglänzenden, in die Ferne gerichteten Blick. Sie sehen Carrera-Bahnen, fliegende Drachen, Sandburgen. Nichts da, Jungs! Ich rieche den Braten: Ihr wollt doch nur euren Spaß.
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Was ist bloß aus der guten alten sexuellen Hörigkeit geworden? Zu anstrengend, was? ;-)
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