Südengland (3/7): Shaftesbury, Weymouth.

Egal, wie lieblich die Hügellandschaft ist, man ist in England nirgendwo sehr weit vom Meer entfernt. In der Tat ist das Dörfchen Coton in the Elms in Derbyshire der einzige Ort, von wo aus man sensationelle 113 km bis zur Küste fahren muss. Aber so weit haben wir es von Salisbury nicht, schlappe 77 km sind es, bis ich – so hoffe ich – endlich wieder Meer sehen kann.

Um Sie, liebe Leser, gleich mal mit weiteren Daten und Fakten zu langweilen: Wir haben Zwischenstopp im Dorf Shaftesbury mit einer unglaublich steilen Straße - "Gold Hill"- eingelegt, deren Kopfsteinpflaster-Steigung mit gut 30 Prozent arglosen Touristinnen mit neuen Schuhen (10 cm Absatz, 45 Prozent Steigung) die Haxen brechen kann.


Weymouth ist wohl das englische Äquivalent zu einem mecklenburgischen Badeort und wirbt mit einem langen, breiten Sandstrand um Touristenfamilien. Es geht leger zu: viele Gäste sind tätowiert, tragen dreiviertellange Schlabberhosen und haben eher mäßig gutes Benehmen. Nicht so schlimm wie am Ballermann, aber Welten entfernt von der Côte d'Azur. Muss ja auch nicht, es gibt für alle einen, ihren Platz. Für Kinder zum Beispiel ist die gesamte Uferpromenade ein einziges Quengelware-Paradies: Karrussells mit schriller Leierkastenmusik, Hüpfburgen, Rutschen, dazu hier eine Zuckerwatte, dort fettiges Ausgebackenes. Alles irgendwie ein wenig altmodisch, gemütlich, langsam, mit Ferienfeeling.

Unser Hotel war eine Reise zurück in die Achtziger. Oder nach noch früher, ganz so, als ob ich wieder mit meiner Großmutter nach Saas Fee zum Winterurlaub gereist wäre, mit dicken Teppichen in der Lobby, einem Salon mit Plüschsofas und Kamin und Betten, deren Federn zwar deutlich spürbar sind, die aber dennoch einen bequemen Schlaf ermöglichen. Immerhin: WLAN, zwar nur in der Lobby, aber hey, liebe deutsche Hotellerie-Betreiber - in allen Hotels gab es kostenfreies WLAN! Das ist heutzutage internationaler Gold-Standard, steckt euch also eure 10 Euro-für-24-Stunden-Tarife sonstwohin!

Fakten
Wohin in Weymouth?
Unbedingt an den Hafen und auf der dem Zentrum gegenüberliegenden Teil der Stadt den Einheimischen und Touristen beim Krabbenangeln zuschauen und fasziniert davons ein, wie viel Fisch und Chips der gemeine Engländer bei dieser Tätigkeit verdrücken kann. Geht man auf dieser Uferseite bergan, kommt man zu einem Höhenbunker in einem hinreißenden kleinen Stadtpark mit guter Aussicht über die Bucht in Richtung der Insel Portland.



Wohin essen in Weymouth?
Es gibt viele Restaurants an der Uferpromenade, aber uns hat keines so richtig gereizt. Daher gingen wir Fish und Chips beim wohl höchst frequentierten Imbiss der Stadt am Hafen essen. Aber wir waren ja noch recht satt von den cornischen Scones mit clotted cream und Erdbeermarmelade, also dem typischen Cream Tea der Region. Gereicht wird das sehr hübsch auf Blümchengeschirr im The T-Shop (11A Trinity Street), und die handgehäkelten Teekannenwärmer sind ungefähr die handwerkliche Qualität, die ich zu leisten im Stande bin, was es noch sympathischer macht..



Wohin trinken in Weymouth?
Wir kehrten in zwei nicht näher erwähnenswerten Pubs, wo wir fortfuhren, Real Ales zu testen. Mein absoluter Favorit: Otter Ale. Ganz leicht bitter, mit einer zitronigen Note.



Und sonst so?
Weymouth ist ein ganz nettes Touristenstädtchen, das für bescheidene Familienbedarfe gut geeignet ist, aber mehr als eine Nacht braucht's hier nicht.

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