Orte der Kindheit I.

Es ist der Geruch nach den dicht gefüllten Rosen, ein leichter Dunst, der von der nahen Kuhwiese des Gassner-Bauern herüberweht. Den Saurierrücken der Kampenwand kann man nur erahnen. In der Küche klappert die Omama mit dem Geschirr, gleich wird sie mich zum Bauern schicken, mit der Plastikmilchkanne. Dort treffe ich das Lieserl, die Braunbunte mit der rauhen Zunge und Wimpern, auf die jede Frau neidisch wäre. Vom nahen Holzplatz höre ich den Gabelstapler brummen. Der Großvater arbeitet, damit er der Omama zwischen den Füßen weg ist. Sie sprechen gerade nicht so viel miteinander. Kann am Besuch des Freundespaares liegen, deren Tochter doch verdächtig dunkle Augen hat, fast genauso wie die meines Großvaters, das ist das sizilianische Erbe. Hat sich bei mir nicht durchgesetzt. Ich habe blaugraue Augen und mittelblonde Haare. Dunkel werde ich erst später werden, genauso wie meine Halbgeschwister. Das und die Ohren, darin sind wir uns genetisch einig.

Meine Füße stören die Ameisenstraße. Die kleinen Schwarzen machen einfach einen Umweg um meine Zehen. Ein Spiel: Wie lange kann ich sie ärgern, ohne dass mich eine zwickt? Mir ist ein bisschen langweilig. Es gibt hier gar nicht so viele Kinder in der Gegend. Die Jungen arbeiten alle in der großen Stadt und mit den Bauerngören habe ich Saupreußin es nicht so. Die mit mir natürlich auch nicht, aber die Revierkämpfe rund um das Haus, das Sägewerk und den Holzplatz habe ich gewonnen. War ohnehin nur ein Milchzahn unten links, und der wackelte schon.

Wenn die Eltern nächste Woche kommen, muss ich wieder zurück. Dann wird's wieder anstrengend. Bis dahin mopse ich mich noch ein bisschen, aber vielleicht geht der Großvater mit mir noch mal zum Flori an den Chiemsee und der setzt mich dann auf das Pony. Reiten will ich immer und ein eigenes Pferd versprechen die Großeltern zu Weihnachten. Erwachsene lügen doch nicht. Oder?

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*hach*

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Schöön.

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