Goa, Vagator. Wo ist Adam?

Achtung, dieser Beitrag ist exklusiv fuer Frau Evasive.


Das Paradies liegt nur eine Stunde mit dem Bus von Panjim entfernt: Vagator, im Lonely Planet als Treffpunkt fuer entspannte Menschen beschrieben, entpuppt sich als noch ruhiger, denn die Partyszene ist aufgrund der restriktiven Politik der neuen Regierung unter Willy D`Souza weiter in den Sueden nach Karnataka gewandert. Nur vereinzelt finden noch Raves statt. Green Goa, Mittelklassetourismus, volle Geldbeutel sonnenhungriger Europaer - in dieses Entwicklungskonzept fuer Goa passen die drogenverseuchten Technofans nicht hinein, zumal die negativen Folgen der Exzesse von den glaeubigen Hindus wie Katholiken nicht gern gesehen waren, Geld hin oder her.
Aber gut so, denn auf diese Weise bleibt Vagator hoffentlich das, was es so charmant macht: Ein weit verstreutes Dorf unter gruenbelaubten Bueschen und Palmen mit freundlichen Guesthouses und guten Restaurants.


Mein ganz persoenliches Paradies liegt nicht am fast leeren Strand und dem badewannenwarmen Indischen Ozean, sondern auf der Veranda meines Bungalows. Von dort aus kann ich in die gruene Wildnis sehen, Voegel wie Bulbul, Pirol und Paradiesvoegel beobachten und den halbwilden Hausschweinen beim Stoebern nach Essbaren zuschauen. Um mich herum flattern Schmetterlinge, wie ich sie von den Setzkaesten meiner Grossmutter kannte: Admiralfalter, gross wie meine Handflaeche, blauschillernd, kleine gelbe Schmetterlinge und viele andere mehr.
Mit ihnen flattern Gedanken durch meinen Kopf, vieles wird unwichtig, was in den letzten Monaten so enorm mein Leben beeinflusst hat. Menschen werden zu Schatten, die nicht mehr bedrohen sondern dazu gehoeren zum Leben. Dunkle Gedanken, ade. Bis zum naechsten Mal.


Ich habe mir einen Scooter gemietet, mit dem ich die Umgebung erkunde. Schoene Haeuser, guenstiges Leben, eigentlich koennte man, wenn man wollte. So langsam verstehe ich die Hippies. Und Linksverkehr, pah! Man passt sich an alles an, ausserdem bin ich eine coole Sau. Ich zuende kurz ein Raeucherstaebchen am Altar der Egobeweihraeucherung an, dann haben die Gedanken ans Aussteigen schon ihr Ende gefunden. Cool sein kann ich auch zuhause und so ganz ohne Regen und Schnee will ich nicht leben.

Ausserdem hat das Paradies einen Haken: Adam fehlt. Derjenige, der die Schlangen totschlaegt, die sich hier durchaus mit einem wirksamen Gift wehren. Derjenige, dessen Mechanikerkenntnisse den Scooter wieder flott machn, wo ich versage. Und derjenige, mit dem ich in der Nine Bar sitzen kann, ein Bier in der Hand, vielleicht einen Joint (muss nicht sein, hier wird man naturbekifft), den Sonnenuntergang beobachtend, wissend, das ist mein Mensch, mit dem ich bis ans Ende der Welt gehen wuerde. Vorerst auch nach Goa. Aber das waere schon fast zuviel erwartet, wer will schon das Paradies auf Erden?

... comment

 
Ach, liebes Wortschnittchen, ich neide und neide und bedauere, ich hätte Sie gerne als coole Sau erlebt, breit grinsend auf einem Scooter sitzend, grossäugig staunend Schmetterlinge mit den Augen jagend, denselben Ausdruck auch auf meinem Gesicht. "Scheiss auf Adam", hätte ich zu Ihnen gesagt "wer braucht denn den schon"?, hätten Sie geantwortet und dann hätten wir den Sonnenuntergang beobachtet, uns betrunken und - selbstverständlich - einen Joint geraucht. Das Paradies auf Erden kann uns mal......

... link  


... comment