Seine Message kommt dezent vor Feierabend: "Hast du gleich mal fünf Minuten, ich würde gern was mit dir besprechen." Was er wohl will? Habe ich einen Fehler gemacht, den ich selbst nicht bemerkte? Oder will er mich vor einer in Kürze zu erwartenden Kündigung warnen? Alles ist möglich in solchen Zeiten, obwohl wir gar nicht so eng zusammen arbeiten. Manchmal gehen Informationen einfach an einem vorüber.
In diesem Fall ist die kurz darauf in der Raucherecke zu Gehör gebrachte Information offenbar vollkommen an mir vorüber gegangen: "Ich bin verknallt in dich." Sein Benehmen sei ihm zwar peinlich, aber er hätte schon länger Gefühle für mich und wolle es einmal gesagt haben. Es ändere sich daran auch nicht so schnell etwas. Ich finde es ja schon mutig, überhaupt mit einem solchen Statement heraus zu rücken (nein, nicht mutig, in Anbetracht der kollegialen Distanz, die wir bisher immer pflegten, eher strange, sehr strange).
Solche Situationen erfordern Fingerspitzengefühl, schließlich teilt man sich fünf Tage die Woche ein Großraumbüro, immer in Sichtweite, nie unbeobachtet. Ich überlege kurz, wie ich ihm am freundlichsten sage, dass er weder mein Typ ist noch dass er es jemals sein wird. Und entscheide mich dann für die direkte Methode: "Ich befürchte, ich kann dir da keine Hoffnungen machen." Batsch! Eine Phrase, wie sie im Buche steht, aber was soll man in einem solchen Moment sagen? Es bleibt ein wenig Überforderung und leichtes Staunen, was in stillen, blassen Menschen für eine Entschiedenheit steckt.
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