Liebe Abgeordnete des Bundestags, liebe Volksvertreter!

Zunächst mal: Viele von Ihnen machen einen ganz guten Job. Es ist sicherlich nicht leicht, über Dinge zu entscheiden, von denen man als gewählter Volksvertreter nicht auf Anhieb die große Fachexpertise besitzt. Gern wird ja in den Medien der Populismus (kommt von Volk, ne, wisster Bescheid) bedient, wenn es um Entscheidungen zu Gesetzesvorlagen geht, die Ottonormalbürger ein "Hä?" entlocken müssen.

Aber für Ihre Beratung, sofern Sie nicht selbst eine juristische Ausbildung oder ein Fachstudium durchlaufen haben, gibt es andere Experten, die Ihnen den nötigen Input liefern, damit die Gesetztesvorlage ganz bestimmt den richtigen "Dreh" bekommt. Gutartige Mitmenschen nennen das Lobbyismus und im Idealfall bleibt ein vernünftiges Gesetz, das allen ein wenig nützt und nicht weh tut. Sie werden ja nur von den Experten beraten und nicht gekauft.

Kaufen kann man Sie, sofern Sie auf der Karriereleiter höher gestiegen sind, für gelegentliche Nebentätigkeiten, Vorträge, Aufsichtsratsposten, die doch manchmal mehr als selten, bei den Hauptauftragsgebern der Experten vergeben werden. Und das ist - nähme man Ihr vom Volk durch Wahlen verliehenes Mandat ganz genau - eine genehmigungspflichtige Arbeit neben Ihrer Hauptaufgabe. Ein Arbeitgeber müsste das angezeigt bekommen. Nehmen wir an, wir, das
Volk, seien Ihr Arbeitgeber. Sie müssten uns also erst einmal fragen. Und wären wir verantwortungsbewusst unserem Unternehmen gegenüber, so würden wir den Einfluss auf die Hauptaufgabe prüfen. In den meisten Fällen würden wir die Nebentätigkeiten nicht genehmigen. Sie bekommen ja auch genug Geld für Ihre Hauptaufgabe.

Verboten ist das natürlich nicht, denn das Unternehmen Deutschland ist keine Firma, die nach irgendwelchen nachvollziehbaren Grundsätzen geführt wird (naja, außer den Artikeln im von mir sehr verehrten Grundgesetz natürlich, man sollte überhaupt mehr Grundgesetz lesen, viel besser als Bibel und Barbara Cartland zusammengenommen). Aber dennoch fände ich es als Ihr Wähler sehr legitim, wenn nicht nur die ungefähre Höhe der Nebentätigkeiten anzeigepflichtig wäre, sondern auch die Auftraggeber. Denn irgendwie bin ich, als Ihr Wähler und, ja, als Volk, doch Ihr Arbeitgeber.

Daher, liebe Bundestagsabgeordnete, liebe Volksvertreter, legt alle Eure Nebeneinkünfte offen. Dann habe ich als Wähler vielleicht auch wieder mehr Vertrauen in Eure Arbeit.

Danke.

Euer Wortschnittchen.

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