Film: Hautnah (Closer)

Eine Vorbemerkung: Paare, die kurz vor der Trennung stehen, sollten sich diesen Film nicht ansehen. Paare, die glücklich verliebt sind, sollten ebenfalls darauf verzichten. Überhaupt sollten eigentlich alle nicht in diesen Film gehen, die noch an die große, allumfassende Liebe glauben. Oder gerade doch?

Ich weiß es nicht. Aber selten habe ich ein so amüsantes Machwerk auf der Leinwand gesehen, das gleichzeitig die bösartigsten Dialoge feiert, die man in Beziehungen haben kann. Das ist zwar Desillusionierung pur, aber man muss den Film gerade dafür lieben, dass seine Figuren schonungslos ehrlich sind.

"Ich bin ein Höhlenmensch", brüllt Dermatologe Larry (Clive Owen) seiner Angetrauten Anna (Julia Roberts) entgegen, nachdem er ihr einen Seitensprung gestanden hat. Sie dagegen bleibt gelassen und bietet ihm eine Tasse Tee an - wohlwissend, dass sie seit einem Jahr eine Affäre mit Dan (Jude Law in einer Spießerrolle par Excellence) hat. Solche Szenen gibt es zuhauf, und sie sind gruselig. Unwillkürlich stellt man die eigene Beziehung - so man denn eine hat - auf den Prüfstand. Bloß nicht so werden!, sagt man sich. Und weiß: Es könnte so enden.

Denn Beziehungen sind letztendlich wenig anderes als Spielchen um bekannte Einsätze: Vertrauen, Zuwendung, Treue. Verspielt einer der Partner den Einsatz, gerät alles erbarmungslos in Schieflage. Machtverhältnisse drehen sich ins Gegenteil, wer schwach war, wird stark und vice versa. Stripperin Alice (Natalie Portman) mutiert von einer unabhängigen Kindfrau in ein bedauernswertes Anhängsel des Langweilers Dan und später zur Verbal-Domina. Alle Protagonisten durchlaufen diese Entwicklung. Am Ende arrangiert man sich und bleibt insgeheim nur einem treu: Dem Traum von der großen Liebe.

Fazit: Unbedingt reingehen. Aber nicht zu zweit. Oder gerade doch.

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