Ich beneide Menschen, die eine Badewanne besitzen. Man kann so herrliche Dinge darin tun, die nichts, aber auch gar nichts mit der körperlichen Grundreinigung zu tun haben.
Schon als ich das erste Mal seine Wohnung betrete, fällt mir die Wanne auf. Für einen Mann hat er untypisch viele Badezusätze am Beckenrand stehen: Sprudeltabletten, Milch-Honig-Bad, Diverses. Beim dritten Besuch überfalle ich ihn dann mit der Aussage, dass ich gern baden würde. Er hatte es mir schon einmal angeboten, aber g'schamig, wie ich mich nunmal gern gebe, abgelehnt. Rotwein hilft. Viel Rotwein hilft noch mehr. Also, ab ins Wasservergnügen!
Es muss nur noch die Frage geklärt werden: Wer sitzt auf dem Stöpsel? Wir streiten nicht, er nimmt ganz gentlemenlike den undankbaren Platz ein. Dass die andere Seite auch ihre Tücken hat, bemerke ich, als ich immer wieder herunterrutsche, ihm entgegen. Also packe ich meine Füße unter seinen Hintern damit ich einen festen Stand habe. Das gefällt ihm, merke ich.
Das Milch-Honig-Bad produziert Unmengen von Schaum, den ich dekorativ auf meinem Körper verteile. Mal lasse ich neckisch eine Brust aus der samtigen Mousse blitzen, mal tupfe ich mir ein Flöckchen auf die Nase oder puste ihm den Schaum entgegen. Einladend strecke ich ein Bein in die Höhe. Das Wasser schimmert im Kerzenschein und malt schmeichelnde Reflexe auf die Haut. Er soll sich daran satt sehen, aber nicht anbeißen. Ich weiß, dass er weiß, dass ich nur eine Schaumschlägerin bin.
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