Die Überraschung kommt in der Mitte des Films: Eine Pause. Ohne Vorankündigung gehen die Lichter an, während ein großes Pausezeichen auf der Leinwand erscheint. Das ist der Moment, in dem sich der Zuschauer am stärksten in die Zeit des Flugzeugpioniers Howard Hughes zurück versetzen kann, damals, als Filmvorführer noch die Zelluloid-Rollen wechseln mussten und die Zukunft voller unbekannter Erfindungen war.
Martin Scorsese setzt Leonardo DiCaprio als von Flugzeugen und Filmen besessenen Milliardär Howard Hughes gekonnt in Szene. Jedes Detail seiner Biografie wird beleuchtet: Seine Affären mit Stars wie Ava Gardner, Katherine Hepburn und Jean Harlow, die absurd-dekadente Hollywood-Gemeinde, in der er eine ebenso feste wie ambivalente Größe war. Und nicht zuletzt sein zwanghaftes Verhalten, was sich in Waschorgien und Wiederholungen von ewig gleichen Sätzen und Worten zeigt. Die breite Darstellung so mancher Details wäre sicherlich verzichtbar gewesen.
Was den Film trotz seiner Längen spannend und sehenswert macht: Die Urgewalt, die Leonardo DiCaprio als so psychisch labiler Hughes entwickelt wenn dieser vermeintlich mit dem Rücken zur Wand steht. Wie sich Hughes aus Schulden- und Zwangsneurotikerfalle einen Weg bahnt, sich durch nichts und keine FBI-Durchsuchung oder Anhörung aufhalten lässt - das macht "The Aviator" zu einem Erlebnis. Mutig: Das Ende des Films bleibt offen. Scorsese schließt nicht mit Hughes' komplettem seelischen Absturz sondern mit dem Start des aus seinen Werkstätten stammenden größten bekannten Flugzeuges der damaligen Zeit.
Schön, dass Scorsese auf ein Heldenepos nach dem Geschmack von Hollywood verzichtet und stattdessen eine glaubhafte Biografie präsentiert. Dafür nimmt man auch gern eine unverhoffte Pause in Kauf.
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