"...und dann sagte er noch: du bist ein Flittchen! Da hab ich meine Sachen endgültig gepackt." Die Freundin zieht geräuschvoll die Nase hoch und nimmt noch einen Schluck Aperol Spritz, bevor sie sich über die schlechten Manieren des Gewesenen auslässt. Der hatte sich - nach etlichen Jahren harmonischen Miteinanders - einer Affäre schuldig bekannt. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass sich in einer Kleinstadt Freudin und Affäre nicht nur den Mann sondern auch den Fitnessclub teilen könnten. Und dass die Affäre noch von der ein oder anderen Nebenfrau berichten wusste, deren Vorhandensein der Freundin offenbar gänzlich entgangen war.
Die Freundin, deren gemeinsames Leben mit dem Manne sich auch auf eine gemeinsam betriebene Werbeagentur erstreckte, überlegte eine Zeitlang intensiv, wog Für und Wider einer beruflichen wie privaten Trennung vorsichtig gegeneinander ab und entschied. Der Fitnesstrainer müsse es sein. Und so kam es. Etliche private exercises später war der geknickte Stolz noch nicht wieder hergestellt. Also musste auch der gute Kumpel des einen Grafikers ran - Ehefrau hin oder her. Als dieser sich zurückzog, die Ehefrau vermutete etwas, versuchte es die Freundin mit einem der Jungs aus dem Tennisclub und dem besten Scheidungsanwalt der Kleinstadt.
Der Mann indes ahnte langsam - auch ein wenig unterstützt durch die ein oder anderen Bemerkungen wohlmeinender Zeitgenossen -, dass die Freundin sich anderweitig schadlos hielt und stellte sie daraufhin zur Rede. Sie gab zu, er wütete, und alles gipfelte in dem eingangs erwähnten Satz. Und nun frage ich Sie, werte Leser, wie kommen Männer darauf, untreue Frauen als Flittchen zu bezeichnen, während sie ihre Fremdgängereien als Kavaliersdelikt bewerten? Und warum ziehen (viele) Frauen nicht sofort die Konsequenz und nehmen sich den besten Scheidungsanwalt der Stadt nach dem Koitus nicht noch zur Fallberatung heran?
Die Freundin jedenfalls, die hat die Werbeagentur verlassen und lebt nun vom Ersparten. Das "Flittchen" nämlich zieht nun Kreise. Und "so Eine" stellt man auch nicht gern ein.
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Jupp
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