Westentaschenrevoluzzer

Revolution kann ganz schön anstrengend sein. In der Theorie sieht die Entmachtung der Reichen und Mächtigen immer einfach aus. In der praktischen Umsetzung dagegen geht manchmal so einiges schief. Das war schon bei den 68ern so. Ganz so schlimm ist es im Film "Die fetten Jahre sind vorbei" nicht. Hier ist nur ein vergessenes Handy der Auslöser für eine entgleisende Situation.

Peter (Stepe Erceg) und Jan (Daniel Brühl) stellen aus revolutionären Gründen Möbel in noblen Villen um, wenn deren Besitzer abwesend sind. Sie hinterlassen Nachrichten wie "Sie haben zu viel Geld", um die Bewohner auf ihre soziale Verantwortung aufmerksam zu machen.

Regisseur Hans Weingartner zeigt auf ironisch-humorvolle Weise, wie Revolutionen zwar nicht ihre Kinder fressen, zumindest aber ungeahnte Probleme wie Liebe, Eifersucht und Lebenserfahrung entgegen setzen. Wenn Peters Freundin Jule (Julia Jentsch) verzweifelt ausruft "ich hab das alles nicht gewollt", dann ist das der Unterschied zwischen Theorie und Praxis in Renkultur. Den kennt der erfolgreiche Geschäftsmann (Burghart Klaußner) schon. Er wird von den drei Freunden kurzerhand in die Berge entführt, als er sie bei einer Aktion überrascht, entpuppt sich aber selbst als ehemaliger Revoluzzer, der es aber über Westentaschenniveau nie hinaus geschafft hat.

Der Film ist stellenweise brüllend komisch, wahrhaftig und liebt seine Darsteller. Wie in einem Kammerstück haben die Charaktere Zeit sich zu entwickeln und ihre emotionalen Verwicklungen auszuleben. Schön auch das Happy End. Manche Menschen ändern sich nie.

Fazit: Unbedingt reingehen!

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