Gestern begonnen, bin ich guten Mutes die Liste tatsächlich jeden Tag fortzusetzen. Seit ich lesen kann, also seit ziemlich genau 33 Jahren, gilt meine Leidenschaft den geschriebenen Lettern.
Also auf zum zweiten Tag mit der schönen Aufforderung
Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst.
Wir, der Gentleman und ich, besitzen nicht nur eine umfangreiche Bibliothek über zwei Wohnsitze verteilt, sondern auch eine Bibliothek der ungelesenen Bücher im Schlafzimmer. Locker 2 x 1 m füllen die Neuerwerbungen, die uns der freundliche Internethändler zugesandt hat oder die ganz zufällig und ungewollt beim Kulturkaufhaus oder Buchladen in unserer Tasche landeten. Ruin, dein Name ist *mazon.
Vorbestellt und vergangene Woche geliefert, muss das nächste Buch so bald als möglich ausgelesen sein, denn der Gentleman wird nach der (mühsamen) Beendigung von Schätzings "Limit" auch sofort lesen wollen:
Volker Kutscher - Goldstein
Der dritte Roman um den Helden Gereon Rath spielt im Berlin der 30er Jahre, in einer Welt, kurz bevor der Naziterror beginnt. Der Rheinländer, versetzt nach Berlin, teilt das Schicksal der Unangepassten, Unbequemen, für die bald kein Platz mehr in Deutschland sein würde.
Die beiden vorangegangene Teile "Der stumme Tod" und "Der nasse Fisch" sind als Kriminalromane mit historischem und politischem Flair sehr unterhaltsam und bringen das Kino samt Wochenschau in den Kopf (seltsamerweise laufen die Bilder bei mir in einem Sepiaton ab). Kutscher recherchierte dafür sehr genau. Er führt den Leser anhand des Tagesablaufs von Rath durch Berlin, stellt sinnvolle Nebenfiguren vor, die zum Lokalkolorit und der richtigen Einordnung der Handlungsstränge beitragen. So kann sich auch der Nichtkenner von Berlin über Orientierungspunkte freuen (das Rote Rathaus!, die Gedächtniskirche!).
Was ich an Kutscher schätze: eine schnörkellose Sprache, die trotzdem genug Emotionen generiert, um sich dem Helden nahe zu fühlen ohne dass einem andauernd "der gute Polizist in einer feindlichen Umwelt" um die Ohren gehauen wird. Und die Darstellung von Kriminalfällen im historischen Kontext.
Außerdem ganz oben auf der Liste der Bald-lesen-wollen-Bücher: das neue und dritte Buch von Tara French (vorbestellt), obwohl ich ihren Erstling deutlich besser und dichter fand als den Nachfolger. Stuckrad-Barres hochgelobtes "Auch Deutsche unter den Opfern" liegt schon auf dem Nachttisch, obwohl ich den Kerl ja absolut widerlich finde. Na, vielleicht hat er sich inzwischen weiterentwickelt. Und vor allem und immer wieder zwischendurch zu lesen: den Lonely Planet Indien. Wir wollen schließlich nicht ganz unvorbereitet reisen.
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