AlteRebellen.

"Ich glaube, dass alle menschlichen Wesen an einem bestimmten Punkt feststellen, dass sie niemals mehr bekommen werden als das, was sie bereits haben, sei es in Sachen Liebe, Geld oder Macht. Man muss Frieden damit schließen, wer man ist und was aus einem geworden ist."

(aus: Eleanor Rigby von Douglas Coupland)

Die Luft im Roten Salon der Volksbühne war zum Schneiden, damals durfte noch überall geraucht werden. Der Autor auf der Bühne sah ein bisschen unglücklich aus. Stockend las er aus seinem neuen Buch "Miss Wyoming" vor. Er sah von Seite zu Seite unglücklicher aus. Warum nehmen sich professionelle Autoren nicht professionelle Vorleser? Das würde es allen wirklich leichter machen. Auch dem Zuhörer.

Denn sein kanadisches Englisch war schwer zu verstehen. Im anschließenden Interview hatte ich wirklich Mühe, den Sinn seiner Antworten zu erfassen, zumal der Geräuschpegel im Roten Salon bereits während der Lesung um einen unhöflichen Sprung nach oben geschossen war. Er sprach leise, ein zurückhaltender Mensch, wohl. Ich war die Letzte im Interviewreigen und so unterhielten wir uns nach dem offiziellen Teil kurz über Berlin, Vancouver und seine Suche nach Klamotten aus den späten 50er Jahren. Ich empfahl ihm einen Laden in der Marienburger Straße, hätte ihm für seine Abendgestaltung das Roadrunners angeraten, aber das gab's damals noch nicht, diesen Club für die nostalgischen Helden der Straße.

Ich werde keine Revolution mehr anzetteln, die Welt nicht mehr retten. Ich werde kein Haus bauen, keinen Baum pflanzen und keine Kinder zeugen. Macht bedeutet mir weniger als Freiheit, und die Liebe ist sehr gut so, wie sie ist. Ich bin an jenem Punkt angekommen. Ein Moment des Friedens für alte Rebellinnen.

(Aber vielleicht packe ich doch noch mal meine Siebensachen und ziehe durch die Welt!)

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