Am Donnerstagabend hatte der gelegentliche Zwang zum Antichambrieren einen wunderbaren und unerwarteten Vorteil. Während oben in der ersten Etage die Wichtig-wichtig-Menschen des Städtchens bei Rindfleischsalat und Häppchen empfingen, um hernach ein Stockwerk höher einem der Sahnstückchen des Festivals (und das meine ich tatsächlich, man hörte durch die geschlossene Tür, was die Pianistin auf einem historischen Flügel Wunderbares vollbrachte) beizuwohnen, wartete ich im Erdgeschoss bei den Diensthabenden auf meinen späteren Einsatz als Marketingtante. Bis der Haustechniker meinte: "Wollense nich mal die Ausstellungen anschauen? Wir machen für Sie noch mal Licht an."
Ein Museum, ganz allein für mich! Alle Räume leer, ganz in Ruhe die Beschreibungen der Exponate lesen, sich wundern, was für kostbare Alltäglichkeiten ausreichen, ganze Epochen auferstehen zu lassen. Die Stadtlandschaft interaktiv erspielen und nunmehr durchaus verstehen, warum sehr alte Menschen von der Stadt sagen, sie sei einmal eine schöne gewesen.
Später kommt der Haustechniker und bringt mir noch einen übriggebliebenen Rindfleischsalat und ein paar Häppchen. Gemeinsam stehen wir inmitten der Ausstellung, plaudern, essen, lauschen den fernen Klängen und finden es so viel besser, hier zu sein als bei all den Würdenträgern und Wichtigmenschen zwei Stockwerke über uns. Ein Museum ganz für mich allein, wer von denen hatte das schon einmal?
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