Seit Wochen gleicht das Treppenhaus einem Schlachtfeld: Kabel, Folien, Leitern stehen herum und blockieren den direkten Weg. Immerhin: Der Eingangsbereich erstrahlt seit zwei Tagen in einem warmen Ockerton, und gestern wurden neue Briefkästen angebracht.
Heute die Schlüsselübergabe, ein willkommener Anlass, einen kurzen Plausch mit den Nachbarn zu halten. Frau L. freut sich nicht: "Ich wohne seit 14 Jahren hier. Von Beginn an hieß es, bald werde das Haus renoviert. So lange haben sie nichts getan, ich kann das jetzt nicht genießen."
Warum sie sich nicht freue, fragt die neue Nachbarin aus dem 4. Stock. "Weil ich Krebs im Endstadium habe." Sehr betretenes Schweigen. Scham, die Neue läuft rot an. "Machen Sie sich nichts draus", sagt Frau L. und versucht, die Situation zu entspannen, "Sie sind jung und haben eben die Zeit. Wir alten Leute nicht".
Manche Dinge dauern zu lange für ein Leben.
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