Frau mag Accessoires, ein Naturgesetz, gemeißelt in das Pflaster der Städte, auf denen sie in schnellem Stakkato in die Geschäfte eilt. Schon meine Ur-Großmutter, weiblicher Arbiter elegantiarum der Familie, begründete diese genetische Disposition mit der (nicht nur rechtsrheinischen) Formel: "Et muss passen, Mädschen." Und damit meinte sie das Zusammenspiel von Schuhen, Tasche und Gürtel ebenso wie den Lippenstift, passend zu Fuß- oder Nagellack - niemals beides, denn "dat hat die Cocco auch schon gewusst". Männer, so die weise Dame, sollten keinen Schmuck tragen, keinen Tinnef, keine Tasche, dafür seien schließlich die Frauen da.
Glücklicherweise hat die Gute den Siegeszug eines No-Go nicht mehr erlebt. Denn in den siebziger Jahren kam endlich der Mann zu seinem Recht. Um genau zu sein, zu einem, dem, Accessoire, das die Nation scheidet und geeignet ist, überall Naserümpfen hervorzurufen: der Herrenhandtasche.
Dabei, und ich breche hier mit dem von meiner Ur-Oma aufgestellten Regelwerk, hat die Herrenhandtasche einen unschätzbaren Vorteil. Sie ist klein, handlich, nimmt Handy wie Geldbörse auf, hat idealerweise ein kleines Fach für Kondom und/oder Klappzahnbürste - ich weiß, was ich dem Gentleman zu Weihnachten schenke. Dann heißt es nie mehr: "Schatz, kannst du Handy, Schlüssel und Geld für mich mitnehmen? Passt alles nicht in die Hosentasche, und du nimmst doch deine Tasche mit." Der eine trage des anderen Last - passé. Und außerdem: frau kann jeden Geburtstag, jedes Weihnachten ein zur Tasche passendes Accessoire schenken. Et muss ja passen.
Edit: Man sollte die fortgesetzte Nörgelei charmante Überzeugungskraft einer Frau nie unterschätzen. Das neuerworbene Modell hat einen Schulterriemen und geht durchaus als trendy durch.
... comment
... link
... link
... link
... comment