Keine Medien ohne ihre Experten. Egal, ob Inside-Medienguru Jo Groebel, Umfrageveranstalter Opaschowski oder Sybille Weischenberg, ihres Zeichens Society-Kennerin, oder weitere illustre Menschen - kein Tag, ohne dass sie sich nicht in Exklusiblitztaff oder einem bunten Blatt zu Wort melden würden.
Auch in den Nachrichten grassiert die Fachleuteseuche. Jedes außergewöhnliche Ereignis oder das, was ein kreatives Redakteurshirn dazu macht, verlangt geradezu nach einer personalisierten Aussage. Aktuell tauchen zu den Flugunfällen in Russland nacheinander ein Russland-, Terror- und Flugexperte in den Inserts auf. Allesamt ausgewiesene Kenner der Materie, die den O-Tongeber spielen.
Ob sie sich selbst so bezeichnen würden? Man stelle sich vor, ein Mitglied des Innenministeriums wird zu einem Sicherheitsrisiko befragt und grüßt die Zuschauer: „Guten Tag, ich bin Experte für Terror“. Oder der Ingenieur für Luftsicherheit dampft sich selbst zum Luftexperten und wird so zu einer Luftnummer. Vom immer wieder gern zitierten S(Experten) in allen horizontalen Lebensfragen und -lagen ganz zu schweigen.
Da ist es auch ziemlich egal, ob sie wirklich etwas Wichtiges zu sagen haben. Hauptsache, ein Name, ein Gesicht, ein Titel. Dann klatscht man halt noch den Experten dazu und fertig ist die Nachricht.
Das Problem ist nicht die häufige Inhaltslosigkeit der Expertisen. Auch nicht die schlimmen Ereignisse, deren Unfassbarkeit ein erklärendes Gesicht braucht. Es ist das Zurücktreten der Nachricht hinter dem Zeugen. Denn der wahre Terror ist das derzeitige Expertenaufkommen.
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