Manchmal, oft am frühen Morgen - und mir ist fast jeder Morgen zu früh - schaue ich aus dem Fenster, über das kleine Tal, an dessen Abhang das Haus mit unserer Wohnung liegt, sehe die Bahngleise, die in Zeiten der Wirtschaftskrise weniger oft schwere, halbkilometerlange Frachtzüge ins Irgendwo leiten, und denke mir, dass in meinem Leben zu wenig Farbe ist. Mir fehlt ein wenig Rot, das mich erregen, aufregen und, sic!, erröten ließe. Ein bisschen mehr Gelb, obwohl ich diese Farbe eigentlich nicht mag, ein Tupfer nur, der meine ewiglich gleiche Kleidung aufpeppen würde, gleichsam einer Blume zwischen kahlen Zweigen. Gern dürfte es ein wenig Grün geben, aber hier lege ich Regeln an, denn es darf nur ein bestimmtes Grün sein, ein Schilfgrün mit Grauanteilen, denn alles andere ließe mich blass werden, verschwinden wie in Tarnfarbe. Allein, mir fehlt der Mut zur Farbe. Und so schlüpfe ich des Morgens in grau, schwarz, weiß, seltener Jeansblau. Und sehne mich nach dem Tag, an dem es wenigstens um mich herum wieder bunt wird. Vielleicht ist dann auch morgens meine Laune besser.
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