Wann hat man schon mal Gelegenheit, das Familiengeschmeide aus dem Schrank zu holen und der geneigten Öffentlichkeit vor Augen zu führen? Richtig. Ein Ball muss her. Das Gelegenheitskleid sitzt noch, die Korsettstäbchen sind auch wieder fest in ihren Satintaschen verstaut und pieksen nicht mehr unaufgefordert und unangenehm in die Rippenbögen. Die Hochhackigen sind noch genauso unbequem wie ehedem, allenfalls scheint die Strumpfmodenindustrie einige Neuerungen in punkto Haftbarkeit und Tragkomfort getätigt zu haben. Kurz: alles sitzt, teilt, hebt und putzt.
Fehlen nur die Funkelsteine, Perlen und Güldenes. Ich erinnere mich noch gut an Abende, als die Mama, bereits in vollem Ornat, in einer letzten, königlichen Vorbereitungsgeste die goldene Kette mit den Diamantsplittern umlegte, befriedigt in den Spiegel schaute und von da an nur noch huldvolle Luftküsschen verteilte. Das wollte ich auch, und dachte sogleich an die zur Gelegenheit und ebenso zum Gelegenheitskleid sehr gut passende Kette mit Großmamas Perlen, den Ring mit der Art Deco-Kombination aus Amethysten und Perlen. Nur noch im Schrank nachsehen, dort, wo ich derlei Dinge gern unter ziemlich vielen Klamotten verstecke. Oder hatte ich sie doch dem Gentleman übergeben, auf dass er sie im Tresor in Sicherheit bringe? Waren sie eventuell vor dem Urlaub noch an einen anderen Ort verbracht worden? Man weiß es nicht. Der Chef, dem ich später mein Leid - nun angetan mit billigem Modeschmuck an beiden Ohren und gänzlich dezent behängt - klagte, gab den Tipp, ich solle doch mal im Kühlschrank nachsehen. Andere Dinge haben ja dort bereits ihren Platz gefunden.
Also werde ich mich heute nach der rauschenden Ballnacht auf Schatzsuche begeben. Wer weiß, vielleicht liegt das Geschmeide in der Brotbackmaschine?
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VIEL glück bei der schatzsuche.
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