Als motorisierter Zweiradfahrer ist man den Gefahren des Straßenverkehrs in erhöhtem Maße ausgeliefert. Das wissen wir alle, und deshalb tragen wir ja selbst bei Saunatemperaturen lange Ärmel, bevorzugt Lederjacke und einen Helm. Wir achten besonders auf das Verhalten unserer Mitverkehrsteilnehmer, um gefahrbringenden Eventualitäten ausweichen zu können. Der Vorwärtstrieb von so Manchem ist wahrhaft zwanghaft.
Aber mit dem Rückwärtstrieb rechnet man ja nicht unbedingt. So fand ich mich vor knapp zwei Wochen auf dem Weg zu einem Abendtermin an einer Ampel wieder. Und der vor mir stehende Lieferwagen haut den Rückwärtsgang rein. Immer näher kommt er, ich recke mich nach vorne und haue im Aufprallzeitpunkt mit voller Wucht auf die zugebauten Rückscheiben, sehe aber gleichzeitig, wie sich mein Schutzblech vorne wölbt und meine geliebte Vespa langsam nach hinten geschoben wird. Kurz: Wir holten die Polizei, Protokolle wurden geschrieben, Daten ausgetauscht. Alles kein Problem, man ist ja schließlich versichert. Sollte man denken.
Aber. Ich wohne ja bekanntlich seit einiger Zeit nicht mehr ganz im Zentrum der deutschen Vespaliebhaber (Berlin), sondern gute 100 Kilometer entfernt. Hier fahren genau 4 Vespas herum. Hier gibt es aber keine Werkstatt, die sich mit Vespas auskennt und einen Schaden feststellen und beheben könnte. Eine Möglichkeit: die Vespa nach Berlin überführen lassen und dort den Schaden zu beheben. Dort steht sie dann aber mit Sicherheit auch vier Wochen. Also ein Sommer ohne Vespa ist dann schon blöd.
Ich telefoniere mir anderthalb Wochen die Finger wund, um eine andere Lösung zu finden. Und in einer Gemeinde rund 20 Kilometer entfernt gibt es doch tatsächlich einen Liebhaber alter, englischer Motorräder, der aber auch ein großes Herz für Vespafahrerinnen hat und verspricht, sich um Ersatzteile und die Behebung des Schadens (immerhin dann doch rund 600 Euro im schlimmsten Fall - denken Sie an gerissene und gebrochene Schutzblechverbindungen, eine Acht in der Felge, ein möglicherweise notwendiger Reifen und eine Neulackierung!).
Ich habe mit sofortiger Wirkung beschlossen, die Vespa als Verkehrsmittel in dieser Gegend zu promoten. Kann ja nicht sein, dass meine Mitmenschen sich dem Zauber der italienischen Fortbewegung entziehen. Und kann nicht sein, dass wir nicht einen Vespahändler hierher bekommen...
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