Als Thomas Hubertus sein Frühstücksei mit dem Löffel aufschlug, zerbrach einige Kilometer südwestlich ein anderer Hohlraum mit einem ähnlich dumpfen Krachen.
Er nahm eine Prise Salz aus der Porzellandose und krümelte aus der hohlen Hand genüsslich einige Kristalle auf das Eigelb. Dabei war das Salz gar nicht für derartig profane Gerichte vorgesehen. Tibetanisches Steinsalz, sagte Cordula gelegentlich, wenn sie für eine kleine, illustre Runde gekocht hatte, gehöre nur auf ein Essen mit Seele. Ein Ei hatte mit Sicherheit noch keine Seele. Sogar die katholische Kirche würde ihm beipflichten. Ihm war das auch ziemlich egal. Hauptsache, das Essen hielt seinen Leib zusammen, dann ging es auch seiner Seele gut. Bisweilen suchte er den Dönerladen an der Ecke auf, und auch einem saftigen Burger war er nicht abgeneigt.
Wenn er es sich leisten konnte. Thomas Hubertus konnte sich zurzeit nicht viel leisten. Der Monat war noch jung, und er sah finanziell gesehen schon ganz schön alt aus. Er stellte das Radio ein wenig lauter und kehrte beschwingt an den Küchentisch zurück. ‚The Killers’, ein sauberes Stückchen Indierock, dachte er und ärgerte sich im selben Moment über den Kollegen Hinzmann, der natürlich als Erster ein Interview mit der Band bekommen hatte. Und er, Thomas, wieder einmal das Nachsehen bei der Vergabe der Aufträge hatte. Dafür zog er wenigstens keine Schleimspur von der Tür des Chefredaktionsbüros zu seinem Arbeitsplatz, den er als Festfreier in einer der hinteren Winkel des Großraumabteils aufgeschlagen hatte.
Er schlug die Zeitung auf. Der Tag musste schließlich geruhsam beginnen.
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