Pondicherry. La Grande Nation se casse

In Pondicherry, am Golf von Bengalen, wurde der Traum vom franzoesischen Weltreich geboren. Hier starb er auch eines leisen Todes. Nach langem und erfolglosen Gerangel mit den allemal geschickter agierenden Beamten der Handelsgesellschaften des British Empire um die Gunst der lokalen Herrscher in und um Madrasbegrub die Grande Nation ihre Plaene im Schatten einer Palme.


In den fuenfziger Jahren verschwanden die franzoesischen Truppen nach und nach aus Indien. Zurueck blieb eine heimliche Sehnsucht der Gebliebenen nach dem Savoir vivre mit Cafe au lait und Croissants sowie koloniales Resterbe wie Polizisten mit roten Kepis und ein Gebietsverbund, der heute unter dem Namen Unions Territory of Pondicherry bekannt ist und die ehemaligen Kolonialgebiete Mahe in Kerala, Yanam in Bengalen und Karaikal und Pondicherry in Tamil Nadu umfasst.

In diesen Unionsgebieten gilt weder die restriktive Steuergesetzgebung der umliegenden Bundesstaaten (worueber ich froh sein kann, da auch mein Hotel keine Luxussteuer erhebt - es ist ohnehin teuer genug, aber nach anderthalb Wochen Budget-Unterbringung goenne ich mir das) noch die uebliche englische "Hochsprache". Man hoert immer noch haeufig Franzoesisch: Madame, ca va?, rufen die Maenner, wenn sie auf dem Vesparoller die Uferpromenade, eine indische Kopie der Croisette an der Cote D'Azur, entlang sausen.


Alliance Francaise und Institut Francais sind ebenso vertreten wie das Konsulat, ueber dessen haesslichen Funktionsgebaeuden eine ueberdimensionierte Tricolore im heissen Wind weht. Ueberhaupt ist Pondicherry in Vielem die Kopie einer suedfranzoesischen Kuestenstadt: Rechtwinklige Strassenzuege, Kolonialvillen mit prachtvollen Gaerten hinter hohen Mauern, Dachterrassen, von denen sich Bougainvilleas ranken, hier und dort ein Lycee oder eine Ecole Primaire.

Touristen finden noch viele Reste franzoesischer Bemuehungen in Indien. Dennoch verliert sich nach und nach die Grande Nation und geht in der indischen auf. Weniger Schueler waehlen Franzoesisch als erste Fremdsprache, die tamilisch-drawidische Bevoelkerung orientiert sich verstaendlicherweise eher nach Madras und Delhi, den ehemals britischen Mandatsgebieten, als nach Paris und die wenigen franzoesisch-staemmigen Inder, welche noch die Moeglichkeit einer doppelten Staatsbuergerschaft nutzten, sterben aus.

Was bleibt, ist eine Vergangenheit, die ueberwiegend fuer Besucher gepflegt wird: In prachtvollen Hotels, deren Personal zum Fruehstueck neben Buttertoast und Tee auch Croissant und Cafe au lait serviert und mit "Bonjour Madame, avez-vous bien dormi" gruesst und die typische Begleiterscheinung eines Indienaufenthalts (Schlaflosigkeit aufgrund inflationaeren Hupengebrauchs) schnell vergessen laesst.

Auch hier gilt es, Geschichten zu finden. Wie ich den indischen Tupak Shakur kennenlernte und wie die Liebe ein Franzoesin und einen Thailaender erst zusammen und dann nach Indien brachte - das wird demnaechst hier zu lesen sein. Heute geht es erst einmal nach Auroville, das Projekt "Urbanes Leben auf internationaler Basis" nach seinem Realitaetsgehalt abklopfen. A plus, alors!

... comment

 
so ein
schönes Hotel! Ich bin gespannt darauf, was du noch alles zu erzählen hast. Beib gesund ;-)
LG croco

... link  


... comment