Thai-Massage

Ich liege unter einem Baum und döse vor mich hin. Bei knapp 35 Grad im Schatten ein notwendiges Vergnügen. Ich bin ausgepumpt, vormittags hatte ich Tauchkurs: Auf du und du mit dem Drückerfisch. Eine Muräne habe ich gesehen, und die beiden Zackenbarsche kamen ganz nah an mich heran, wie eine Eskorte schwammen sie neben mir her.

Eugen, der Tauchlehrer, hat gefragt, ob seine Masseurin auch bei mir vorbei kommen soll. Ich bin gespannt, noch nie hatte ich eine Thai-Massage, habe aber schon Wunderdinge gehört. Frau Ich-habe-den-Namen-nicht-verstanden ist etwa vierzig, klein und mollig und hat den strengen Blick einer Religionslehrerin. Himmel, hoffentlich habe ich hinterher noch Knochen im Leib! Ob sie wohl mit der berüchtigten Krankenschwester der Insel verwandt ist, die gern unvorsichtigen Touristen, die sich besoffen mit dem Roller in die Büsche katapultieren, die Wunden ohne Betäubung vernäht, und die alle hier „Nurse Mengele“ nennen?

Sie setzt sich in Position, kurzes Innehalten, die gefalteten Hände an die Stirn. Dann nimmt sie mich unter dem Baum in die Mangel. Sie dehnt und drückt, walkt und massiert meinen Körper, als bestünde er aus elastischem Gummi. Mein Leopardenbikini verrutscht ein wenig, aber mit einem routinierten Griff schiebt sie die Stoffdreiecke wieder dort hin wo sie sein sollen. Sie legt ihren halben Körper auf mich und presst jede Verspannung, die im Laufe meines Lebens meine Muskeln verkrampft hat, einfach aus mir heraus. Knochen knacken, ich bin mir nicht sicher, ob sie so knacken sollten, aber gebrochen ist nichts. Ich bin willenlos, lasse mich einfach von der Macht ihrer Hände treiben.

Nach fast eineinhalb Stunden fühle ich mich wie neu geboren. Mein Körper ist leicht, meine Seele schwebt einen halben Meter über mir und grinst wie Buddha. Frau Den-Namen-muss-ich-mir-merken setzt sich noch einmal ruhig hin, legt die gefalteten Hände an die Stirn, nimmt dann die 250 Baht (ca. 11 Euro) und geht. Ich bleibe zurück im sicheren Gefühl, dass ich das gern öfter haben möchte.

Heute habe ich den Versuch gestartet, ein bisschen Entspannung wie auf Koh Tao zu bekommen. Eine halbe Stunde Thai-Massage bei Lotus in der Zionskirchstraße kostet 29,50 Euro. Ein vorgewärmtes Futonbett, eine Tasse grüner Tee und ein Bonbon erwarten den Gast. Der wird vorher gefragt, wo es denn wehtue. Er ist also weniger Gast als ein Patient, der wichtige Teile seines Körpers vernachlässigt und jetzt Heilung sucht. Mir tut der Nacken weh, wie immer, wenn lange Tage am PC hinter mir liegen. Mir tut auch die Seele weh, aber ich merke schon, dass diese hier nicht massiert werden wird.

Und so ist es. Ich bekomme eine professionelle Massage, es knackt hier und da, etwa drei Liter Öl werden in mich eingerieben. Die fast spirituelle Hingabe von Frau Ich-will-wieder-zu-ihr hat Frau Nit nicht. Aber schließlich bin ich nicht in Thailand, und statt Meeresrauschen läuten die Glocken der Zionskirche.

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Öhem, 250 Baht sind aber hochstens Fünf Euro Fuffzich.
(Und Thaimassagen irgendwo am Strand im Schatten sind wirklich wundervoll!)

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Ach,
da hammse Recht, Frau Emily. Irgendwie bin ich wohl noch bei der guten alten D-Mark stecken geblieben... :)

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