Goa. Diverses von Goettern und Tieren

I. Shiva`s Spielmannszug

Die ungefaehr drei Millionen Goetter des Hinduismus koennen gar nicht alle Gerechtigkeit erfahren. Deshalb konzentriert sich das Hauptaugenmerk der Glaubensgemeinde auf die drei wichtigsten: Brahma, Vishnu und Shiva. Danben gibt es noch den Lieblingsgott aller Tierliebhaber, den Elefantenkoepfigen Ganesh, und Hanuman, den Affengott, der deswegen verehrt wird, weil er dem Helden Rama im indischen Epos Ramayana aus der Patsche half.

Vorgestern wurde ich Zeugin einer Prozession zu Ehren Shivas. Vorstellen kann man sich das als ein ueberdimensioniertes Strassenfest eines groessenwahnsinnig gewordenen ostwestfaelischen Buergermeisters: Schalmeien, Pauken, Trommeln und Trompeten - ganz besonders viele Trompeten! - und diverse andere schrill klingende Musikinstrumente begleiten in ohrenbetaeubender Lautstaerke Festwagen, auf denen riesige Abbilder Shivas stehen. Blumen und buntes Puder werden gestreut, huebsche Inderinnen in traditioneller Tracht tanzen, wenn der Zug eine Pause einlegt. Aber halt, allzu bedaechtig darf es nicht werden! Deswegen und falls es zu leise werden sollte (Merke: Inder halten in punkto Lautstaerke locker mit Spaniern, Israelis und Chinesen mit), werden jede Menge Boeller geworfen und Raketen verschossen.
Falls der geneigte Zuschauer dann noch nicht das Weite gesucht haben sollte, faehrt der Festleiter die Geheimwaffe auf: Popmusik, indische, und das in der Lautstaerke eines startenden Duesenjets.

Wenn Shiva diese Verehrung ueberhoert, dann weiss ich nicht, was ein Hindu noch tun koennte, um ihm seiner Anbetung zu versichern. Vielleicht gibt es irgenwo auf dieser Erde noch groessere Lautsprecher als die, welche vorgestern zum Einsatz kamen?


II. Kuehe (und Menschen)

Ich persoenlich mag Tiere. Ich mag gelegentlich auch Menschen. Wenn beide im Uebermass in meiner Umgebung vorkommen (siehe auch: Grossstadtimmanente Soziophobie, gelegentliche), mag ich nicht mehr. Ganz besonders viele Kuehe und sehr viele Menschen, sehr viele, habe ich heute in Madras genossen.

Indiens Kuehe sind ihren europaeischen Verwandten ueberlegen: Sie agieren in Personalunion als Muellschlucker und Verehrungsobjekt. Ich habe diese Tiere schon Plastik fressen sehen. Mehrfach und genussvoll.

Daher bin ich eigentlich ganz froh, dass sie dem Inder zu heilig sind, um in die Pfanne zu kommen. Wer moechte schon gern ein Boeuf Bourgignon mit dem Nachgeschmack einer Plastiktuete?

Ich habe nach einer schoenen Zeit in Goa einen grossen Satz ueber den indischen Subkontinent getan und geniesse gerade nach einem hektischen Tag in Chennai (Madras) einen Cafe au lait und ein Croissant in Pondicherry, der ehemaligen franzoesischen Kolonialstadt. Vive la France, hier versteht man mich!

Ich geh dann mal Geschichten sammeln, demnaechst hoffentlich mehr!

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wundersam
Gerade heute hab ich "Schiffbruch mit Tiger" angefangen zun lesen, und du bist gerade jetzt in
Pondicherry. Bitte schau doch nach, ob du noch Spuren des Zoos findest, die Haltestelle der Trambahn zum Beispiel :-) LG croco

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Das Buch
habe ich gerade ausgelesen (gegen T.C. Boyles "Wassermusik" eingetauscht in Goa). Sehr huebsche Fabel! Hier gibt es keinen Zoo und keine Trambahn mehr; die Spuren des taeglichen Lebens in kolonialer Vergangenheit verschwinden unmerklich.

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